Fast 7.000 symptomfreie Patienten in Österreich sind am Ostersonntag (Stand: 9.30 Uhr) von den Ministerien vermeldet worden. Damit ist die Hälfte der bisher 14.000 Sars-CoV-2-Fälle genesen. Diese Momentaufnahme nach fast vier Wochen "Shutdown" bedeutet nicht, dass das Virus besiegt ist: Daran erinnerte auch Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) in einem Osterschreiben an die Bevölkerung.
Stattdessen werde das Coronavirus, mit dem bisher 350 Menschen ihr Leben ließen, "uns noch über Monate begleiten", aber bisher hätte Österreich die Krise besser als andere Länder bewältigt, schrieb Kurz. Noch bis 26. April von der Quarantäne begleitet wird indes die Tiroler Gemeinde Sölden im Ötztal, beschloss Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) - für das Paznauntal und St. Anton fiel diese Entscheidung bereits am Freitag.
Zahl der hospitalisierten Patienten stabil
Österreichweit befanden sich von den 6.608 Menschen, die am Sonntag noch aktiv an Covid-19 erkrankt waren, knapp 1.000 weiterhin in einem Krankenhaus, davon fast ein Viertel auf einer Intensivstation. Anders als in anderen EU-Staaten kam das heimische Gesundheitssystem bisher nicht einmal in die Nähe seiner Grenzen, denn in Summe gibt es etwa 41.500 Spitalsbetten und rund 2.200 Intensivbetten. Bei letztgenannten war mit 267 Belegungen vergangenen Mittwoch jedoch die bisherige Höchstzahl erreicht.
In den vergangenen Tagen stabilisierte sich die Zahl der hospitalisierten Patienten und die Rate an Sars-CoV-2-Neuinfektionen sank stetig. Ein weiteren Anstieg der Tests auf das Virus soll kommende Woche folgen, Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) kündigte gestern, Samstag, einen Test-Schwerpunkt in Alters- und Pflegeheimen nach Ostern an.
1,8 Millionen bekannte Infektionen weltweit
In Europa, das weiterhin das Zentrum der Pandemie ist, stieg die Zahl der Corona-Toten laut Daten der Johns-Hopkins-Universität auf über 75.000 an. 80 Prozent dieser Todesfälle in Zusammenhang mit Covid-19 wurden in Italien, Spanien, Frankreich und Großbritannien verzeichnet. Weltweit starben über 110.000 nach einer SARS-CoV-2-Infektion, rund 1,8 Millionen waren mit Stand Sonntagabend infiziert.
Italien ist weiterhin das am stärksten betroffene Land in Europa, seit Ende Februar starben rund 20.000 Menschen. Am Sonntag wurde jedoch die niederste Todesrate binnen 24 Stunden seit mehr als drei Wochen verzeichnet. In Frankreich waren es über 14.000 Tote mit einem Anstieg binnen eines Tages um 561 auf exakt 14.393, rund 95.000 Menschen wurden als SARS-CoV-2-Infizierte gemeldet.
In Spanien stieg die Zahl der Todesfälle am Wochenende erneut wieder stark: 619 Menschen starben binnen 24 Stunden. Zuvor waren am Samstag 510 Tote gezählt worden, die Zahl der neu gemeldeten Infektionen stieg auf knapp über 166.000. In Frankreich sind inzwischen mehr als 14.000 Menschen an dem Coronavirus gestorben. Wie die Nationale Gesundheitsbehörde mitteilt stieg die Zahl der Toten am Sonntag binnen eines Tages um 561 auf 14.393. Infiziert seien insgesamt 95.403 Menschen.
Boris Johnson verließ das Krankenaus
Mit Stand Sonntag sind in Großbritannien über 10.000 Menschen der Infektion erlegen. In den vergangenen beiden Tagen starben jeweils mehr als 900 Menschen an dem Coronavirus. Der an Covid-19 erkrankte Premier Boris Johnson konnte das Krankenhaus indes nach einer Woche wieder verlassen.
In den USA lag Tageszahl mit 1.877 Toten am Samstag wieder unter der 2.000er-Marke, die noch am Tag zuvor überschritten wurde. In dem Land mit seinen 330 Millionen Einwohnern gibt es deutlich mehr bestätigte Infektionen mit dem Virus als in jedem anderen Staat der Welt: Der Johns-Hopkins-Universität zufolge sind es bereits mehr als eine halbe Million Infektionen, über 20.000 Menschen starben.
China sorgt sich um infizierte Reisende
Im Iran sind binnen 24 Stunden 117 weitere Menschen infolge einer Ansteckung mit dem Coronavirus gestorben. Die Gesamtzahl liege nun bei 4.474, sagt ein Sprecher des Gesundheitsministeriums. China zeigte sich indes besorgt über den Zustrom von infizierten Reisenden, die von Russland in die Grenzstadt Suifenhe in der nordostchinesischen Provinz Heilongjiang kommen.
In Nordkorea bewilligten Teilnehmer einer von Machthaber Kim Jong-un geleiteten Sitzung des Politbüros der kommunistischen Partei eine Resolution, die strengere "nationale Maßnahmen zum Schutz des Lebens und der Sicherheit" vorsieht, wie die staatliche Nachrichtenagentur KCNA am Sonntag meldete. Ob in dem isolierten Land Coronavirus-Fälle registriert wurden, blieb weiter unklar.
Alles wartet auf die Impfung
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen gab ihrer Hoffnung Ausdruck, dass Ende des Jahres ein Impfstoff entwickelt sein könnte. Jedoch rechnen die wenigsten Experten damit, dass es noch dieses Jahr einen gut wirksamen, sorgsam abgesicherten und in immensen Mengen verfügbaren Impfstoff geben kann.
Bundeskanzler Kurz stellte in seinem Schreiben fest, dass bis zum Zeitpunkt eines wirksames Medikaments oder einer Schutzimpfung, das Virus den Alltag der Bevölkerung begleiten werde- "mit Erfolgen und Rückschlägen". "Bis dahin werden wir alles tun, um uns schrittweise einer neuen Normalität zu nähern", schreibt der Bundeskanzler. Nachdem Österreich Mitte März besonders früh reagiert hat, kommt es am Dienstag, dem 14. April, nun zu einer ersten Lockerung der damals beschlossenen Maßnahmen, jedoch mit zusätzlichen neuen Auflagen: Die bestehende Maskenpflicht im Supermarkt wird dann beispielsweise auch für alle geöffneten Geschäfte und die Öffis gelten.