In der Hotellerie, bei Restaurants sowie Reisebüros und Reiseveranstaltern sorgt die Corona-Krise praktisch für einen Totalausfall. In Österreich drohen heuer Nächtigungseinbrüche von 30 bis 50 Prozent, schätzt Tourismusökonom- und Forscher Egon Smeral. "Insgesamt rechnen wir damit, dass das Jahr 2020 als 'touristisch verloren' anzusehen ist."
"Obwohl im Laufe des Jahres mit einer wirtschaftlichen Erholung und einer Wiederbelebung der Tourismusnachfrage zu rechnen ist, stellt sich die Frage, wann wieder ein ähnlich hohes Reiseaufkommen wie 2019 erreicht werden kann", gibt der Professor an der Privatuniversität Modul University Vienna in einer Aussendung zu bedenken.
Gewohnheiten haben sich geändert
Es gehe nicht nur im die Wiederherstellung der Reisefreiheit, sondern auch um Veränderungen von Verbraucher- und Reisegewohnheiten, wie etwa den Massentransport, Besuche voller Restaurants, Konzerte und auch Geschäftsreisen. "Auch die nachhaltigen wirtschaftlichen Aspekte gilt es zu bedenken, etwa Einkommensausfälle, die Aussetzung von Steuerreformen, Einsparungen bei Transferzahlungen, Vorsichtssparen der Menschen sowie Einbußen bei den Urlaubsbudgets."
Dazu kämen regional unterschiedliche Auswirkungen der Corona-Pandemie. "Städte müssen sich auf Schwierigkeiten im Geschäfts- und Kongresstourismus oder bei Massenveranstaltungen wie Marathons, Kulturveranstaltungen und Märkten einstellen." Gerade die Bundeshauptstadt Wien aber auch andere österreichische Städte machten bisher gute Geschäfte mit Kongressen. "Die negativen Effekte in ländlichen Gebieten sind vor allem auf Wintersportdestinationen und den Massentourismus konzentriert."
Die Krise erfordere Kreativität bei der Umsetzung neuer Lösungen, so Smeral. "Auch wenn die eine oder andere Museumstour virtuell genützt werden wird, der Tourismus ohne 'greifbare' Erlebnisse ist weitgehend nur schwer vorstellbar", gibt er bezogen auf die nicht-digitale Reiseerlebnisse zu bedenken.
"Brauchen jetzt einen langen Atem"
"Wir brauchen hier jetzt einen langen Atem und großes Durchhaltevermögen. Es wird nur Schritt für Schritt möglich sein, wieder in eine aktive Tourismuswirtschaft zurückzukehren, ein langsames Anpassen wird nötig sein", so der Fachmann.
Bei zuletzt 150 Millionen Nächtigungen in Österreich werde es nicht ausreichen, auf heimische Urlauber zu setzen. Auch wenn schon im Sommer wieder Deutsche oder Tschechen nach Österreich reisen könnten, könne der Einbruch nur längerfristig aufgeholt werden. "Im Endeffekt kann jedoch die bereits mehrmals bewiesene Kreativität der österreichischen Touristiker dazu beitragen das Aufholtempo deutlich zu steigern", macht Smeral Hoffnung.