Was vermissen Sie aktuell am meisten an Ihrem Prä-Corona-Leben?

Norbert Hofer: Die Treffen mit Familienmitgliedern. Meine Mutter wohnt immerhin bei uns am Grundstück, da kann man sich – mit Abstand – auch zu Ostern sehen. Aber mit den anderen tut man sich schwer.

Wie schwer tun Sie sich als Chef einer Oppositionspartei, mit Inhalten vorzukommen in einer Zeit, in der die Regierung die Schlagzeilen beherrscht?

Norbert Hofer: Zeiten der Krise sind immer schlecht für Oppositionsparteien. Denn bei Vielem muss man sich hinter die Regierung stellen. Trotzdem ist es nun wichtig, genau hinzuschauen und die Folgen dieser Maßnahmen aufzuzeigen, die wir in den nächsten Jahren zu schultern haben. Worüber ich mir dabei auch Gedanken mache ist die Sache mit der Austrian Airlines. Wir haben die AUA vor etlichen Jahren quasi an die Lufthansa verschenkt.

Also soll kein Steuergeld für die Rettung der AUA fließen?

Norbert Hofer: Natürlich wollen wir die Arbeitsplätze retten. Aber wenn Österreich hier finanziert, dann muss das im Rahmen einer Staatsbeteiligung passieren. Die kann dann nach der Krise auch wieder gewinnbringend abgestoßen werden. Im Sinne der Steuerzahler.

Norbert Hofer
Norbert Hofer © APA/HERBERT P. OCZERET

Eine weitere Folge der Krise wird die Abzahlung der 38 Milliarden für die Wirtschaft sein. Wie soll das gelingen? Die Einführung einer Erbschaftssteuer haben Sie ja abgelehnt.

Norbert Hofer: Zu glauben, dass man damit alles wieder hereinbekommt, ist illusorisch. Eine Abzahlung gelingt nur mittels Schaffung neuer Arbeitsplätze und sich daraus ergebenden Steuern. Und wir sollten uns auch überlegen, den Staat neu zu planen und Bürokratie und Doppelgleisigkeiten abzubauen. Aber das alles wird nicht von einem Jahr auf das andere erledigt sein.

In der Zwischenzeit steigen die Arbeitslosenzahlen weiter, Sie fordern deshalb einen Einwanderungsstopp. Sollen die wenigen verbleibenden Jobs Inländern vorbehalten bleiben?

Norbert Hofer: Es kann in diesen Zeiten einfach nicht sein, dass ich Menschen nach Österreich hole, die einen Beruf erlernt haben, mit dem sie keine Chancen auf einen Job haben. Jetzt sollte man die Stopp-Taste drücken und den Staat zur Ruhe kommen lassen.

Stopp heißt es aktuell auch für viele Pflege- und Betreuungskräfte aus dem Ausland, die hier dringend gebraucht werden...

Norbert Hofer: Wir fordern schon länger, dass wir uns aus dieser Abhängigkeit lösen müssen. Wir brauchen hier ein eigenes österreichisches Modell.

Machen Sie es sich hier nicht etwas leicht, einheimische Kräfte zu fordern, die es schlicht nicht gibt?

Norbert Hofer: Wir wollten dazu noch in der türkis-blauen Regierung eine eigene Bundesgenossenschaft aufziehen, bei der die Betreuenden angestellt werden können. Dazu ist es nicht mehr gekommen. Aber das muss man angehen.

Auch das Einfliegen ausländischer Erntehelfer lehnen Sie ab. Warum?

Norbert Hofer: Es melden sich genug Freiwillige. Dass sich manche Landwirte beklagen, dass die Arbeit zu schwer oder kompliziert für diese ist, kann ich nicht ganz nachvollziehen. Mir hat meine Zeit als Erntehelfer im Weingarten auch nicht geschadet.

Sollen Arbeitslose für diese Arbeit verpflichtet werden können?

Norbert Hofer: Ich glaube, dass es aktuell genug Freiwillige gibt.

Stellen wir uns kurz vor, Türkis-Blau wäre noch im Amt und würde, wie die aktuelle Regierung, über die Einführung der Corona-App nachdenken. Wie hätte die Öffentlichkeit darauf reagiert?

Norbert Hofer: Wären wir noch in der Regierung, hätten wir die Grenzen übrigens deutlich früher geschlossen. Zur App: Als eine Partei, für die Freiheit das höchste Gut ist, käme diese App als Verpflichtung nicht in Frage. Aber ja, uns hätten die Grünen sicher vorgeworfen, dass wir die Einführung eines Polizeistaates planen.

Ärgert Sie das, dass die ÖVP mit den Grünen im Boot unverdächtiger erscheint als mit Ihnen?

Norbert Hofer: Nein, ärgern tut mich schon lange nichts mehr. Wir werden sehen, wohin die Reise noch geht.

Norbert Hofer
Norbert Hofer © APA/ROLAND SCHLAGER

Für die Schülerinnen und Schüler im Land geht die Reise noch länger nicht in Richtung Klassenzimmer. Sie haben sich auch für eine Wiederaufnahme des Unterrichts in Kleingruppen ausgesprochen. Ist es nicht etwas naiv, zu glauben, dass Kinder minutiös den nötigen Abstand halten werden?

Norbert Hofer: Sie werden damit ja nicht allein gelassen, das Lehrpersonal schaut auf die Einhaltung der Abstände. Zudem glaube ich sehr wohl, dass Kinder da die nötige Disziplin mitbringen und auch mit Masken umgehen können.  Wahrscheinlich sogar besser als so manche Mandatare, die ich bei den Parlamentssitzungen beobachtet habe. Da wurden grobe Fehler gemacht, von Abnehmen beim Reden bis zum Ablegen der Maske auf das Rednerpult.

Ihre Fraktion hat gleich ganz auf Masken in den Sitzungen verzichtet. Was wollten Sie damit beweisen?

Norbert Hofer: Solange es nicht ausreichend Masken für alle Österreicherinnen und Österreicher und das Gesundheitspersonal gibt, kann es nicht sein, dass sich die Politik damit eindeckt.

Nun wurden Sie und ihr Kollegen im Parlament aber von eben diesen Österreicherinnen und Österreichern als offizielle Vertreter gewählt. Wenn die mit Corona im Bett liegen, bringt das doch auch niemandem etwas.

Norbert Hofer: Von uns liegt niemand mit Corona im Bett. Uns war das Signal trotzdem wichtig, dass wir nicht sagen: „Ich bin der Kapitän und schnappe mir als erster eine Rettungsweste.“

Wäre für Sie eine generelle Maskenpflicht im Austausch für mehr Bewegungsfreiheit vorstellbar?

Norbert Hofer: Ich glaube, dass Masken dort getragen werden sollten, wo man Menschen nahe kommt, ja. Aber nur, wenn genug vorhanden sind und der richtige Umgang damit gewährleistet ist.

Wird die Wien-Wahl im Herbst noch zu retten sein oder sind Sie für eine Verschiebung?

Norbert Hofer: Man muss sich ansehen, wie sich die Dinge jetzt entwickeln. Aber wenn sich die Lage nicht stabilisiert, könnte ich mir das durchaus vorstellen.

Letzte Frage: Wie sehen Ihre Urlaubspläne heuer aus?

Norbert Hofer: Ich habe keine. Im Garten gibt es aber ohnehin genug zu tun.