Seit bald vier Wochen hat ein Großteil der Geschäfte zu. Kurzfristig ist es dadurch zu einem geänderten Einkaufsverhalten gekommen, ergab eine Gallup-Umfrage unter 1.000 Personen ab 16 Jahren. Die zentralen Ergebnisse sind wenig überraschend: Die Menschen kaufen seltener ein, dafür zielgerichteter, vermehrt im Internet, bargeldlos, geben jedoch insgesamt weniger Geld aus als vor der Corona-Krise.
"Derzeit dominiert der Plankauf. Es gibt ein Revival des Einkaufszettels. Jeder versucht, den Aufenthalt im Supermarkt so kurz wie möglich zu halten, daher muss man planhaft vorgehen", sagte Peter Schnedlitz, emeritierter Vorstand des Instituts für Handel & Marketing an der Wirtschaftsuniversität Wien, am Donnerstag bei einer Online-Pressekonferenz. Er habe noch niemanden mit einer Maske gustieren gesehen, so Schnedlitz. Die für den Handel so wichtigen Spontan- und Impulskäufe fallen derzeit aus.
78 Prozent der Befragten gehen nun seltener einkaufen als vor der Krise, geht aus der Umfrage hervor. Die Mehrheit verlässt das Zuhause lediglich ein- bis zweimal pro Woche, um einkaufen zu gehen. Bezahlt wird vorwiegend bargeldlos.
Ausweichen ins Netz
Seit 16. März dürfen nur noch Supermärkte, Drogerieketten, Trafiken, Apotheken und Tierbedarfsgeschäfte offen haben. 71 Prozent haben daher seit dem "Shutdown" im Internet geshoppt, wobei angemerkt werden muss, dass die Befragung online unter webaffinen Personen durchgeführt wurde. 7 Prozent der Onlineeinkäufer haben nun überhaupt zum ersten Mal in ihrem Leben im Internet eingekauft.
Per Mausklick wurde in den vergangenen Wochen insbesondere Bekleidung und Schuhe, Sportartikel, Baumarktartikel, Bücher, Lebensmittel, Smartphones und große Haushaltsgeräte bestellt. Kaum nachgefragt waren hingegen Reisegepäck, Schmuck und Uhren, Autos und Motorräder oder Fernseher. Eingekauft wird nach wie vor in erster Linie bei internationalen Händlern wie Amazon (48 Prozent) und Zalando (14 Prozent). Die Handelsplattform der Post, shöpping.at, wurde lediglich von zwei Prozent der Befragten benutzt.
Amazon gewinnt
"Der große Profiteur ist wieder einmal Amazon. Der österreichische Handel ist nicht gut vorbereitet auf die Schlacht mit Amazon", sagte Schnedlitz. Der Handelsexperte sieht derzeit "keine Leuchttürme", die sich mit den internationalen Anbietern messen könnten. "Shöpping hat zweifellos nicht den Durchbruch geschafft."
Erst diese Woche hat Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP) an die Bevölkerung appelliert, bei heimischen Online-Shops einzukaufen. Vielfach seien die Webseiten der österreichischen Anbieter dilettantisch und benötigten einen Professionalisierungsschub, räumte Schnedlitz ein. "Onlinehandel ist kein Selbstläufer. Man muss aufpassen, dass man da nicht untergeht." Das Internet lebe von Preisvergleichen. Der Wunsch der Menschen sei, dass es billig sei und die Zustellung gratis, ganz zum Schluss komme die Frage, ob es sich um ein österreichisches Unternehmen handle.
Routine kommt zurück
Sobald wieder etwas Normalität eingekehrt ist, dürften lieb gewonnene Einkaufsgewohnheiten aber wieder aufgenommen werden. "Ein großer Teil des Einkaufverhaltens ist Routine. Wenn die Ursache für die Krise wegfällt, wird die Routine zurückkommen. Wir beginnen nicht bei Null", erwartet Schnedlitz. Ein starker Nachholbedarf wird bei Blumen- und Baumärkten gesehen. Doch auch das sei nichts Überraschendes. "An einem schönen Tag in der Osterwoche hat es immer einen Boom bei solchen Produkten gegeben", sagte Schnedlitz. Sonst erwartet er aber "keine Schlägereien am Eingang der Geschäfte".
Wenn die Geschäfte wieder aufsperren, wollen die Menschen laut der Befragung als Erstes Blumen, Topfpflanzen, Gartenpflanzen und Gartenartikel (42 Prozent), Baumarkt-Artikel (33 Prozent) sowie Kleidung und/oder Schuhe (30 Prozent) kaufen. Auch Restaurants, Wirtshäuser, Kaffeehäuser, Konditoreien und Eisgeschäfte würden die Österreicher sofort wieder besuchen, wenn es möglich wäre. Senioren sind dabei deutlich nachholfreudiger als Jüngere. Am pessimistischsten zeigten sich 31- bis 40-Jährige, die ihre Geld lieber aufs Sparbuch legen wollen als es auszugeben. "Das sind die, die von Kurzarbeit und Kündigungen am stärksten betroffen sind", sagte Gallup-Geschäftsführerin Andrea Fronaschütz.