In einem offenen Brief fordert ein Kärntner Maturant die Politik auf, Klarheit zu schaffen.
Sehr geehrte Damen und Herren!
Mit meiner Unterschrift möchte ich die Forderungen zur Durchführung einer „Durchschnittsmatura“ vollinhaltlich unterstützen.
Von heute auf morgen überrollte uns eine noch nie da gewesene Situation, welche zur Staatskrise führte. Von heute auf morgen waren wir Schülerinnen und Schüler auf uns alleine gestellt und erlebten von heute auf morgen eine unerprobte Form von Schule und Unterricht. Eine Form ohne zwischenmenschlichen Kontakt, eine Form ohne tief greifende Diskussions- und Besprechungsmöglichkeiten, wohl aber eine Form mit der Neigung zu Chaos und Verwirrung.
Inmitten der sozialen Verunsicherung und menschlichen Verzweiflung versuche ich – als gewissenhafter Maturant der Klagenfurter HTL Mössingerstraße –, tagtäglich dem Onlineunterricht zu folgen und meine Arbeitsaufträge zu erfüllen. Von einer zielführenden Maturavorbereitung kann aber nicht im Geringsten die Rede sein. Auch einige unserer Lehrerinnen und Lehrer sind mit dieser über Nacht hereingebrochenen Situation heillos überfordert. Seit vier Wochen befinden sich meine MitschülerInnen und ich im luftleeren Raum. Keiner weiß, wann und wie und ob überhaupt die Matura stattfinden wird. Der psychische Druck steigt. Ein Hoffnungsschimmer war die von der Bundesregierung angekündigte Pressekonferenz am vergangenen Montag (6. April). Doch auch da bekamen wir keine detaillierten Informationen bezüglich eines Maturatermins. Was wird uns da angetan?
Während die gefährliche Corona-Pandemie die ganze Welt in Atem hält, das sozialgesellschaftliche Leben stillsteht, Menschen sterben, viele Leute ihre Arbeitsplätze verlieren, Unternehmen schließen müssen, Orbán unser schönes Nachbarland kurzerhand in die Diktatur führt und die Europäische Union überall macht- und hilflos zusieht – in dieser schrecklichen Zeit richtet man uns aus Wien lediglich aus: Die Zentralmatura findet statt! Da kann ich nur entgegnen: Das wird – wann es nun auch immer so weit sein mag – keine Reifeprüfung, sondern der größte Stresstest in der Schulgeschichte Österreichs!
Mit freundlichen Grüßen
Ihr nach 13 positiv absolvierten Schuljahren hoffentlich bereits heute lebensreifer Maturant
Leon Würschl