In Italien wird wegen der Todesfälle in einem Seniorenheim ermittelt, in denen Hunderte Fälle von Covid-19-Infektionen gemeldet wurden. Der italienische Gesundheitsminister Roberto Speranza entsendete Inspektoren in das Mailänder Pflegeheim "Pio Albergo Trivulzio", das mit 350 Patienten das größte Seniorenheim Italiens ist.
Vermutet wird, dass in der Einrichtung Covid-19-Fälle verheimlicht worden seien. Wenn das der Fall ist, wäre die Gesundheit von Patienten und Pflegepersonal gefährdet worden, geht aus einer Reportage der Tageszeitung "La Repubblica" hervor.
Nun wurde eine Untersuchung eingeleitet. Der Verdacht lautet auf Anschlag auf die öffentliche Gesundheit. Ermittelt wird gegen die Leiter der Einrichtung. 70 Senioren sind im März im 200 Jahre alten Mailänder Heim gestorben, in der ersten April-Woche starben weitere 30 Personen.
Die italienischen Grünen reichten eine Klage gegen die Region Lombardei ein. Diese habe zugelassen, dass Patienten mit geringen Covid-Symptomen in Abteilungen von Seniorenheimen behandelt werden. Dies habe zur Verbreitung der Krankheit in den lombardischen Altersheimen beigetragen. Der lombardische Gesundheitsbeauftragte Giulio Gallera wies den Vorwurf zurück, die Lage in den Pensionistenheimen, in denen sich die Covid-Fälle vermehren, unterschätzt zu haben.
"Tickende Zeitbomben"
Die Lage in Italiens Pflegeheimen ist besorgniserregend. Experten bezeichneten diese Heime als "tickende Zeitbomben". Ein Drittel der 150 Bewohner eines Seniorenheims unweit der lombardischen Stadt Bergamo ist im Zeitraum eines Monats mit Covid-19 gestorben. 52 Todesopfer meldete das Seniorenheim "Sant' Andrea in Clusone" bei Bergamo. Besonders problematisch ist die Lage auch in einem Altersheim in Mediglia bei Mailand. Von 150 dort lebenden Senioren sind 62 der Krankheit erlegen.