Zeit der Krise, Phase tiefer Einblicke: Das Virus hält uns kollektiv im Schraubstock, mit Angstvariationen von diffuser Beklemmung bis hin zu konkretem Bangen um seine Liebsten – und/oder sich selbst. Immerhin: Die Gesellschaft kollabierte nicht. Sie wirkt wach, womöglich wacher denn je. Das Korsett, in das unser Alltag gesteckt wurde, hält der Belastung im Wesentlichen stand. Jene Idioten, die sich noch immer in Rudeln ohne Schwarmintelligenz treffen, lernen zu Recht Polizeibeamte und die volle Härte unseres Epidemiegesetzes kennen.
Die beispiellose Lage böte Anlass zum freiwilligen sozialen Selbsttest. Es gibt alles – auf der einen Seite werden Masken Pflicht, auf der anderen fallen sie. Auf Facebook pausenlos Fotos von seiner jetzt ach so faden, womöglich bei vollen Bezügen verordneten Freizeit zu posten: Geschenkte Zeit – an armselige Selbstdarstellung verfüttert. Selbstständige mit Existenzangst, die ihren Angestellten keinen Lohn mehr überweisen können: Langeweile dürfte bei ihnen nicht das vorherrschende Gefühl sein. Hamsterkäufer? Lauern weiter. Raser auf verkehrsarmen Straßen: immer häufiger gesehen. "Bei mir kann eh nix sein!"-Typen? Allerorts. Nach dem Anspucken anderer Festgenommene? Gibt es auch.