Der tägliche Anstieg der Covid-19-Infektionen lag in Österreich in den vergangenen Tagen im niedrigen einstelligen Bereich. Laut einer Prognose, an der auch Mathematiker Niki Popper von der TU Wien mitwirkte, soll die Zahl der positiv auf das Coronavirus getesteten Personen bis Freitag von aktuell knapp 12.000 auf rund 14.000 anwachsen. Erwartet werden etwa 800 bis 1200 Patientinnen und Patienten mit Coronavirus im Spital sowie „unter 300“ Personen, die intensivmedizinische Behandlung benötigen. Die Zahl der Covid-19-Patienten im Krankenhaus ist valider als jene der Erkrankten, diese sei nur ein „ungenaues Barometer“, erklärt Popper, der von „positiven Nachrichten“ spricht. Denn man könne diese Entwicklung als „Erfolg sehen: „Ja, wir können alle ziemlich stolz sein darauf“, meint Popper, „aber das ist kein Anlass, nachzulassen“.
"Haben nicht alles im Griff"
Eine kurzfristige Besserung der Lage bedeute nicht, „dass wir alles im Griff haben“. Das Szenario, dass die Ansteckungskurve nach oben eskaliert, bestehe weiter. „Wir werden uns mit dem Thema noch länger beschäftigen.“
"Der Druck ist stärker als gedacht"
Popper verwendet das Bild eines Topfs, unter dessen Deckel sich der Druck der Epidemie weiter aufbaut. Derzeit gelinge es Österreich, den „Deckel auf dem Topf zu halten.“ Der Deckel steht für die getroffenen Maßnahmen der Bundesregierung. Bemerkenswert sei, dass „der Druck unter dem Deckel stärker ist als gedacht“.
Denn der natürliche Druck der Krankheit sei, so Popper, „größer als erwartet, Covid-19 hat ein großes Potenzial, sich auszubreiten.“ Daher müsse der Gegendruck der gemeinsamen Anstrengungen kraftvoll sein. Das gelinge derzeit: „Wir haben anfangs auch die Wirksamkeit der Kontaktreduktion unterschätzt.“ Würde man den Deckel zu früh wegziehen, „fährt uns das voll entgegen“. Sollten sich Menschen nun gegenseitig besuchen, „wäre das das Schlechteste, was man tun kann. Wir dürfen nicht nachlassen.“