Der Auswärtige Dienst der Europäischen Union (EAD) wirft Russland vor, Szenarien eines Zusammenbruchs der EU auf staatlichen und sozialen Medien anzuheizen. In einem aktuellen Sonderbericht des EAD zur Desinformation heißt es, derartige Darstellungen würden von kremlfreundlichen Quellen verbreitet. So wird behauptet, Italien erhalte Hilfe aus Russland, aber nicht von der EU.
"Die Darstellung 'Die EU scheitert an der Bewältigung der Pandemie; die Union steht vor dem Zusammenbruch' wird von kremlfreundlichen Quellen, mehreren inländischen Netzwerken/Quellen in EU-Mitgliedstaaten, in Ländern der Östlichen Partnerschaft (Ukraine, Georgien, Moldau, Armenien, Aserbaidschan, Weißrussland, Anm.) in der Region Naher Osten/Nordafrika, im westlichen Balkan und in afrikanischen Ländern gefördert. Im Nahen Osten und in Nordafrika wird zum Beispiel der Gedanke, dass die EU angesichts von COVID-19 'zerbricht', weithin verbreitet", heißt es in dem Report des Auswärtigen Dienstes in Brüssel.
"Gescheiterter Staat"
Auch in der Ukraine würden "unter anderem katastrophenartige Mitteilungen über den bevorstehenden Zusammenbruch der EU mit der Darstellung der Ukraine als 'gescheitertem Staat' verknüpft, der von 'seinen europäischen Alliierten im Stich gelassen' wurde", stellt der EAD überdies fest. Verbreitet sei auch die Darstellung, wonach die EU egoistisch sei und ihre eigenen Werte verrate.
Von Publikationen des russischen Senders "RT" und des russischen Online-Portals "Sputnik" würden in den sozialen Medien am meisten jene Artikel kursieren, die Verschwörungstheorien wie "Das Virus wurde von Menschenhand geschaffen" oder "absichtlich verbreitet" enthielten, heißt es in dem EAD-Bericht weiter. "Sputnik Deutschland" stütze auf Facebook und Twitter weiterhin die Behauptung, "Händewaschen hilft nicht". "Anhaltspunkte deuten darauf hin, dass Online-Plattformen nach wie vor Falschinformationen und Verschwörungstheorien über COVID-19 zu Geld machen", heißt es weiter.
Lügen
Kremlfreundliche Medien hatten ihren Schwerpunkt besonders auf die russische Hilfe für Italien gelegt und würden behaupten, dass "Italien Unterstützung aus Russland, nicht aber von der EU erhält". Die Nachrichten würden beim italienischen Publikum gut anzukommen: Auf Instagram erfreuen sich laut dem Bericht mehrere Videos in italienischer Sprache großer Beliebtheit, in denen Menschen die EU-Flagge gegen die russische Flagge eintauschen oder bei denen russische Militärfahrzeuge auf italienischen Straßen Präsenz zeigen.
"Der staatlich kontrollierte Fernsehsender Rossiya 1 berichtete mit einem gewissen Sarkasmus, dass russische Militärkonvois auf 'NATO-Straßen' unterwegs seien. Kremlfreundliche Quellen stellten zudem das 'globale Projekt' Chinas als dem der EU überlegen dar", stellte der EAD fest.
Auch in anderen Ländern ist Desinformation zur Corona-Pandemie laut dem Bericht verbreitet. "Im chinesischen Informationsraum wird versucht zu behaupten, dass zum Beispiel US-Militärpersonal das Virus nach Wuhan gebracht oder es möglicherweise seinen Ursprung in Italien genommen habe", heißt es in dem Report.