Einer, der den Sinn der Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus in Frage stellte, ist Andreas Sönnichsen, der Leiter der Abteilung für Allgemein- und Familienmedizin an der Meduni Wien. Er nannte es in der "Presse" "irre, was wir da machen" - der ganze Staat werde lahmgelegt, nur um "die wenigen, die es betreffen könnte, zu schützen", und beklagte auch gegenüber der "ZiB2" den "Kollateralschaden" für Wirtschaft und Gesellschaft.
Dem trat Anschober harsch entgegen: "Es ist verantwortungslos, über Menschenleben so zu sprechen", sagte der Gesundheitsminister. Wenn es darum geht, Menschenleben zu retten, "gibt es keine Wirtschaftsvergleiche". Die klare Priorität in Österreich sei, "das Leben von 10.000en Menschen zu retten" - indem man den Kollaps des Gesundheitssystems verhindert, wie man ihn in Italien, Frankreich oder Spanien sehe. Österreich liege zwei Wochen hinter deren Entwicklung - und müsse alles tun, um am eingeschlagenen richtigen Weg zu bleiben.
Derzeit betrage die Replikationsrate noch 1,2 bis 1,3. Also habe man den Trend noch nicht wirklich korrigiert, "wir müssen mit den Zuwächsen noch viel stärker runter", stellte Anschober fest - und appellierte, "jetzt nicht vorschnell aufzugeben". Nur mit der nötigen Ausdauer könne man nämlich auch verhindern, dass die Pandemie in den nächsten ein, zwei Jahren in Wellen immer wiederkommt.
In der - in Wien strittigen - Frage der Öffnung der Bundesgärten erklärte Anschober das Problem der Grünen, die stattdessen ja Fußgänger auf den Straßen spazieren gehen lassen wollen: "Unser Problem sind die kleine Einlässe", die nötige Distanz könne nicht eingehalten werden, "wenn tausende Menschen durch die ganz kleinen Einlässe durchwollen".