Die deutsche Umweltministerin Svenja Schulze fordert als Lehre aus der Corona-Epidemie einen weltweit verschärften Natur- und Artenschutz. "Er kann zu einer Art Lebensversicherung werden", sagte die Ministerin am Donnerstag in Berlin. Etwa 70 Prozent der Infektionserreger kämen aus dem Tierreich. Darunter seien Ebola, HIV (Aids), MERS und SARS.
Auch der Covid-19-Erreger wird auf Wildtiere zurückgeführt. Deren Lebensraum werde eingeengt, es entstehe eine unnatürliche Enge zwischen Menschen und Tieren. Offen zeige sich die Gefahr auf Wildtiermärkten. Es sei gut, dass China diese geschlossen habe. Die Verwaltung der Metropole Shenzhen verbot unterdessen auch den Verzehr von Hunden und Katzen.
Globale Zusammenhänge
Der Ursprung des Coronavirus wird in einem Tiermarkt in der Millionenmetropole Wuhan vermutet, auf dem auch Wildtiere verkauft worden sein sollen. Verwandte Viren wurden in Fledermäusen der Region gefunden. China hatte bereits Ende Februar den Handel und Konsum von Wildtieren verboten.
Schulze sagte, zwar sei jetzt die Zeit für eine akute Krisenbekämpfung. Aber danach sollte man die Probleme besser verstanden haben, um vorbeugen zu können. Der Natur- und Artenschutz sei daher zentral. "Je mehr der Mensch die Natur zerstört, desto größer ist das Risiko, dass das Virus überspringt", warnte sie. "Es muss ein weltweites Stoppschild gegen diesen Artenschwund geben."
Sandra Junglen, Virologin an der Berliner Klinik Charite, wies daraufhin, dass etwa bei der Abholzung des Regenwaldes die dort lebenden Arten verschwänden. Sie würden durch besonders anpassungsfähige Lebewesen ersetzt, die meist auch besonders anpassungsfähige Viren in sich trügen. Diese Generalisten auf landwirtschaftlichen Flächen führten dann zu, dass die Viren auf Menschen überspringen konnten.
Josef Settele vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung schloss weitere gefährliche Seuchen wie Covid-19 nicht aus. "Wir werden mehr dieser Pandemien haben, wenn wir nicht gegensteuern."