Durch die Schulschließungen wird die Benachteiligung von Schülern aus bildungsfernen Schichten weiter verstärkt. Dabei gehe es jedoch um viel mehr als das Vorhandensein von Laptops, Arbeitsplätzen oder Wissensvermittlung, warnt das überparteiliche Netzwerk "Schaumonito". Die Schulschließungen würden belastete Familiensituationen verschärfen, "Schulpolitik wird mehr denn je zur Sozialpolitik".
In einer Situation, in der viele Eltern durch die vom Coronavirus ausgelöste Arbeitsmarktkrise an ihrer Belastungsgrenze und in existenziellen Nöten seien, könne Lernfortschritt alleine nicht das Kriterium sein, schreiben Bernhard Lahner und Nicol Gruber auf der Homepage des "überparteilichen Netzwerks für kindgerechte Schulen". Kinder, die in ihren Familien keinen Selbstwert und Selbstvertrauen erhalten, bräuchten auch in Zeiten der Corona-Pandemie dringend Sozialkontakte außerhalb der Familie.
Halbtag pro Woche
Jedes Kind solle deshalb mindestens einmal pro Woche mindestens einen Halbtag in der Schule in Kleingruppen verbringen können. Andernfalls würden "nachhaltige soziale Probleme neu erschaffen". Die beiden fordern außerdem eine massive Erhöhung der Zahl von Schulsozialarbeitern, -psychologen und Therapeuten, um Kinder und Frauen vor häuslicher Gewalt zu schützen.
Bessere Hardware bringe nur wenig, wenn Schüler keine Unterstützung beim Lernen erhalten und der Platz und die soziale Interaktion zum Lernen fehlten. Schüler wie Eltern müssten nun massiv entlastet werden: Lehrplan und Notengebung müssten für dieses Jahr ausgesetzt und Schularbeiten und Tests in diesem Semester abgesagt werden.
Im kommenden Schuljahr sollen die Lehrer aus Sicht von "Schaumonito" durch individualisierten Unterricht auf die unterschiedlichen Voraussetzungen eingehen. Dass die schulischen Segregationsmechanismen durch das Coronavirus-Pandemie noch deutlicher werden, sehen Lahner und Gruber allerdings auch als "Chance, schon jetzt neue bildungspolitische Visionen für die Post-Coronazeit einzuleiten. Wir können und müssen jetzt beginnen, Schulen als offene und inklusive Orte zu begreifen."