Die Regierung hat besonders exponierte Berufsgruppen erstmals schwerpunktmäßig testen lassen. In der Testreihe wurden repräsentative Samples von insgesamt etwa 1500 Personen gewonnen, teilte das Gesundheitsministerium mit. Mittels PCR-Tests will man vor allem dem Anteil der "asymptomatisch" Infizierten bei Supermarkt-Mitarbeitern, Ärzten und Gesundheits- und Pflegepersonal auf die Spur kommen.
Begonnen wurde mit der Untersuchung schon am vergangenen Wochenende, am Dienstag und Mittwoch wurden weitere Tests genommen, hieß es auf Anfrage der APA. Über die genaue Methodik und operative Abwicklung hielt sich das Ministerium von Minister Rudolf Anschober (Grüne) aber bedeckt. Nach der Feldphase sei jedenfalls die wissenschaftliche Auswertung geplant. Bis wann die Ergebnisse vorliegen sollen, blieb unbeantwortet.
Ziel der Testreihe ist es, mehr Wissen über die Dunkelziffer und damit den Anteil der tatsächlich Infizierten in den jeweiligen Bereichen zu bekommen. Das ist wichtig, da es sich um Plätze mit einer hohen Interaktions- und Kontaktdichte handelt.
Sollte sich nun herausstellen, dass es unter Supermarkt-Angestellten mit Kundenkontakt, Ärzten und Pflegern zahlreiche Infizierte mit SARS-CoV-2 gibt, die keine Symptome haben, wäre Handlungsbedarf gegeben. Denn auch ohne Symptome kann das Virus übertragen werden. Noch problematischer wäre ein solcher Befund aus dem Grund, weil in Supermärkten, vor allem aber Spitälern und Pflegeheimen immer auch ältere und vorerkrankte Personen sind, die vor einer Ansteckung eigentlich stärker geschützt werden sollten.
Vor diesem Hintergrund sei es auch richtig und legitim, das Personal schwerpunktmäßig zu testen, sagte die Sozialforscherin Eva Zeglovits. Die Expertin vom Institut für empirische Sozialforschung (IFES) meldete aber Bedenken wegen der Repräsentativität der Stichprobe an. Müsste ihr Institut eine ähnliche Erhebung machen, "hätte ich keine schnelle Lösung auf der Hand", gestand sie.
Denn grundsätzlich bräuchte es Listen aller Beschäftigten in den einzelnen Bereichen, idealerweise mit Informationen wie Alter, Geschlecht, Herkunft etc. "Eine vollständige Liste für die Supermärkte, eine für Gesundheit und eine für Pflege. Dann könnte man eine Zufallsstichprobe daraus ziehen, das wäre sozusagen die methodisch gute Vorgangsweise", führte Zeglovits aus. Schon allein aus Datenschutzgründen sei es aber in der kurzen Zeit schwierig, an solche Listen zu kommen.
Sie vermute daher, dass die Auswahl der Testpersonen nach weniger strengen Regeln und Kriterien erfolgte, die Stichprobe also kein unverzerrter Querschnitt der Grundgesamtheit sein könne. In der empirischen Forschung würde man eine solche Vorgehensweise als "Convenience Sample" bezeichnen.
"Das ist zwar auch interessant", sagte Zeglovits, auf diese Weise ließen sich durchaus Hinweise ableiten. Die gewonnenen Daten hätten aber kaum Aussagekraft hinsichtlich der tatsächlichen Rate an Infizierten in den untersuchten Berufsgruppen. Man könnte auch keine Schwankungsbreiten berechnen, weil die Qualität der Stichprobe das nicht hergeben würde. Sollten die Testergebnisse öffentlich gemacht werden, müsste jedenfalls "genau hinterfragt werden, wie die Zahlen zustande gekommen sind", meinte sie abschließend.