Als ehemalige Gymnasiallehrerin (Mathematik) ist mir die Bedeutung der Matura natürlich klar. Ich möchte mich aber doch der Meinung von Niki Glattauer anschließen - "Und was die Matura an sich betrifft, bin ich dafür, dass man sie einfach aussetzt. Die Schüler sind in der 12., manche in der 13. Schulstufe - sie haben bewiesen, dass sie reif sind.". In der 8. Klasse kennt man die Schülerinnen und Schüler seit etlichen Jahren und weiß, was sie können, eine Beurteilung nach dieser Zeit entspricht besser ihren Leistungen, ohne Matura. Das Abschlusszeugnis muss reichen, dass sie zum Studium an den Universitäten zugelassen werden. Außerdem gibt es ohnehin fast überall Aufnahmsprüfungen.
Irmgard Weirer, Mürzzuschlag
Zunächst wollen wir, Schülerinnen des BG/BRG Kirchengasse in Graz, uns für Ihre außerordentlichen Bemühungen in dieser ungewöhnlichen Situation bedanken. Mit Sicherheit ist diese herausfordernde Zeit mit viel Arbeit verbunden.
Auch wenn wir den Ernst der Lage begreifen und mit den gesetzten Maßnahmen größtenteils übereinstimmen, so haben wir dennoch ein Anliegen, welches wir hier gerne anbringen würden. Die Präsentationen der Vorwissenschaftlichen Arbeiten ist in unseren Augen ein wesentlicher Bestandteil der Matura, da sie uns auf zukünftige wichtige Präsentationen vorbereiten, wie etwa im Laufe des Studiums. Daher sind wir der Meinung, diese sollten auch in diesen Zeiten nicht außer Acht geraten. Des Weiteren sind wir der Meinung, dass bei einer Schularbeit ein weitaus höheres Infektionsrisiko besteht als bei einer Präsentation, bei der sich wesentlich weniger Personen im Raum befinden. Daher bitten wir Sie sich unseres Anliegens anzunehmen und uns diesen wichtigen Teil unserer Reifeprüfung zu ermöglichen.
Iris Schmitt, Anna Hiebaum und Hannah Schuster, Graz
Sehr geehrter Herr Bundesminister, wenn Sie gestatten, möchten wir uns zu Beginn kurz vorstellen. Wir, Bernhard (19) und Therese Schwab (17), sind Geschwister und besuchen aktuell beide eine Abschlussklasse. Therese absolviert den achten Jahrgang des Bundesrealgymnasiums Schloss Wagrain Vöcklabruck und Bernhard den fünften Jahrgang der HTL für Lebensmitteltechnologie Wels. Seit über zwei Wochen lernen wir nun schon von zuhause aus. Da wir von Ihrer heutigen Pressekonferenz zutiefst verstört sind, möchten wir uns nun mit einem offenen Brief direkt an Sie wenden.
Sie haben heute verlautbart, dass Sie erst nach den Osterferien wieder zu der Zentralmatura Stellung nehmen werden. Wie können Sie uns Maturantinnen und Maturanten weitere zwei Wochen in dieser Ungewissheit lassen? Ist Ihnen bewusst welche psychische Belastung das bedeutet?
In der heutigen Pressekonferenz auf die Petition „Matura 2020 Umdenken: Durchschnittsmatura“ angesprochen, antworteten Sie, dass die Schülervertretung, in Person von Bundesschulsprecherin Jennifer Udozike, selbst gesagt hat „wir wollen eine Matura haben“. Wissen Sie von wie vielen Schülerinnen und Schülern diese Bundesschulsprecherin gewählt wurde? Die Antwort ist ernüchternd, nämlich von 25 österreichweit. Diese Bundesschulsprecherin spricht also nicht für die breite Masse an Schülerinnen und Schülern, sondern nur für einen sehr kleinen elitären Kreis. In diesem elitären Kreis mag es schwer vorstellbar sein, was es bedeutet in dieser prekären Situation für die Matura lernen zu müssen. Von vielen sind die Eltern arbeitslos geworden, viele müssen sich um Familienmitglieder kümmern und viele sorgen sich um ihre Angehörigen. Sogar Bundeskanzler Sebastian Kurz hat gestern darauf hingewiesen, dass bald jeder Österreicher und jede Österreicherin selbst einen Erkrankungs- oder gar Todesfall durch Corona kennen wird. Hingegen wurde, auch von uns, die Petition „Matura 2020 Umdenken: Durchschnittsmatura“ bereits von über 11 000 Personen (Stand 31. März 14:00) unterzeichnet. Wir hoffen, für Sie ist der unterschiedliche Grad an Legitimation ersichtlich!
Sehr geehrter Herr Bundesminister, unserer Meinung nach sieht die Faktenlage wie folgt aus. Wir sind damit konfrontiert, dass Lehrer nicht einmal eine Internetverbindung zuhause haben, wir also seit Wochen nichts mehr von ihnen gehört haben. Bitte bedenken Sie, dass wir außerdem durch diese mindestens sechs Wochen lange Pause aus jedem Lern- und Prüfungsrhythmus sein werden. Wir sehen hier keine fairen Bedingungen gegeben. Unter solchen ungleichen Bedingungen ist es unmöglich bei der Zentralmatura wirklich den Wissensstand eines Schülers zu erheben und korrekt zu bewerten. Die Matura 2020 kommt unter solchen Umständen eher einem kollektivem Stresstest gleich und hat im wahrsten Sinne des Wortes nichts mehr mit einer Reifeprüfung zu tun. Eine weitere Frage, die uns sehr beschäftigt ist, dass wir beide MaturantInnen mit Vorerkrankungen kennen, denen bekanntlich geraten wird das Haus nicht mehr zu verlassen. Wie stellen Sie sich eine faire Durchführung der Matura für solche Mitschülerinnen und Mitschüler vor?
Während Bundeskanzler Kurz in der gestrigen Pressekonferenz von “der Ruhe vor dem Sturm” sprach und davor warnte, dass uns die wirklich harten Zeiten erst in rund einem Monat bevorstehen, können wir nicht glauben, dass Sie mit heute, dem 31. März, noch an der geplanten Durchführung der Matura festhalten.
Aufgrund der oben angeführten Tatsachen fordern wir ausdrücklich die Durchführung einer Durchschnittsmatura. Alles andere wäre aus gesundheitlichen, psychologischen und gesellschaftlichen Gründen zutiefst unvernünftig! Bitte überdenken Sie nochmals Ihre Vorgangsweise! Wir wollen sicherlich nichts geschenkt, wir haben nur Angst vor der bevorstehenden Überforderung in den nächsten Wochen und Monaten.
Therese und Bernhard Schwab, Fornach