Staatsballett im Homeoffice? Das noch bis zum Sommer von Sasha Waltz und Johannes Öhman geleitete Berliner Ensemble trainiert in Zeiten der Corona-Krise in vielen Privatwohnungen über die Stadt verteilt. Damit die tänzerische Qualität der Kompanie nicht leidet, wurden fast 70 Tänzerinnen und Tänzern in den vergangenen Tagen je drei Quadratmeter Tanzboden von den Werkstätten nach Hause gebracht.
Die Stücke von jeweils 1,50 Meter mal 2 Meter Größe wurden nach Angaben des Staatsballetts zugeschnitten aus einem gerade nicht verwendeten großen Tanzteppich. Darauf können die Ensemblemitglieder ihre Übungen machen. Jeweils vormittags wird ein Training mit Ballettmeister Yannick Sempey live gestreamt in die vielen kleinen Tanzsäle.
Trainieren per Videostream
Im Berliner Stadtteil Charlottenburg trainiert Vivian Assal Koohnavard auf ihrem Stück Tanzboden. Die Schwedin gehört seit fast zwei Jahren zum Ensemble des Staatsballetts. "Die Übungen allein für sich sind schon gut, weil man mehr an sich arbeiten kann", berichtet Koohnavard der dpa in ihrem Tanzexil. Der Tanzboden sei griffig und erlaube etwa auch Spitzentanz. Gleichzeitig vermisst sie die Gemeinschaft im Ensemble. "Viele von uns sind alleine hier, ohne ihre Familien", sagt die 25-Jährige, "da fühlen wir uns im Ballett wie eine Familie." Morgens wird gemeinsam per Videostream trainiert, anschließend sucht sich die junge Tänzerin noch andere Übungen im Netz.
Das Staatsballett Berlin entstand 2004 durch einen Zusammenschluss der früheren Ballettensembles der Deutschen Oper, der Komischen Oper und der Staatsoper Unter den Linden. Gerade erst machte das Ensemble eine Enttäuschung durch. Die Co-Intendanten Waltz und Öhman hatten nach nur wenigen Monaten an der Spitze bekanntgegeben, dass sie die gemeinsame Leitung des Staatsballetts vorzeitig aufgeben. Nun soll die stellvertretende Intendantin Christiane Theobald ab der neuen Spielzeit vorübergehend den laufenden Betrieb übernehmen.