8.536 Infektionen mit SARS-CoV-2 hat das Gesundheitsministerium am Sonntagnachmittag (Stand: 15.00 Uhr) ausgewiesen. Der Krisenstab im Innenministerium kommunizierte allerdings schon um 10.20 Uhr per Presseaussendung 8.552 positive Testergebnisse. Während offenbar der Überblick über die Infektionszahlen allmählich verloren geht, ist gesichert, dass die schweren Fälle im Steigen begriffen sind.
Österreichweit befanden sich am Sonntag 931 an Covid-19 erkrankte Personen in stationärer Behandlung in einem Krankenhaus. Das waren um 92 mehr als am Vortag. Von den Spitalspatienten mussten 187 auf Intensivstationen versorgt werden, um 52 mehr als am Samstag. 86 Patienten sind laut Innenministerium (Stand: Sonntag, 9.30 Uhr) bisher gestorben, davon die meisten mit 21 in Wien. Je 19 Todesfälle wurden in der Steiermark und in Niederösterreich verzeichnet, zehn in Tirol, mit fast 2.000 behördlich erfassten Erkrankungen das am meisten betroffene Bundesland. Im Verlauf des Sonntag wurden aus Salzburg zwei weitere Todesfälle - damit insgesamt sechs - gemeldet. 479 Personen gelten inzwischen als wieder genesen - um 69 mehr als am Samstag.
Angesichts dieser Entwicklungen rückt zusehends die ärztliche, vor allem die intensivmedizinische Versorgung im Gesundheitswesen in den Fokus. Mit 65.000 Betten, davon 2.500 Intensivbetten ist Österreich - bezogen auf die Gesamtbevölkerung - im internationalen Vergleich gut aufgestellt. Allerdings werden die Materialien, die für die Behandlung erforderlich sind, knapp. Was medizinische Handschuhe, Masken und Desinfektionsmittel betrifft, würden die Bestände in Österreich grundsätzlich noch ausreichen, sagte Ärztekammer-Präsident Thomas Szekeres in der "Kronen Zeitung" (Sonntagausgabe). Doch je mehr die Zahl der Corona-Infizierten steigt, "desto mehr brauchen wir. Uns läuft die Zeit davon".
Dringender Bedarf im Westen
Am Samstag waren mit einer AUA-Maschine mehrere Millionen Handschuhe aus Malaysia nach Österreich gebracht worden. Für das Wochenende wurde weiterer Nachschub an FFP2- und FFP3-Masken und Desinfektionsmittel erwartet. Im Rahmen der Beschaffungsmaßnahmen zur Bekämpfung des Coronavirus hat die AUA bisher 14 Frachtflüge durchgeführt, berichtete die Online-Plattform "Austrian Wings".
Dringenden Bedarf an den Materialen gibt es vor allem in den westlichen Bundesländern. In Tirol wurden am Wochenende vermehrt Stimmen von niedergelassenen Ärzten laut, die das Fehlen dringend benötigter Schutzausrüstung bzw. Probleme bei der Zuweisung bestellter Lieferungen beklagten. Auch von Fehllieferungen - etwa mit Handschuhen in falscher Größe - war die Rede. Bei einer ersten Lieferung waren zudem offenbar Schutzmasken darunter, die nicht den geforderten Qualitätskriterien entsprachen. Ein Allgemeinmediziner aus dem Zillertal beklagte, dass er außer fünf Liter Desinfektionsmittel nichts bekommen habe.
Der Tiroler Gesundheitslandesrat Bernhard Tilg (ÖVP) bat um Geduld und verwies auf laufende, weitere Auslieferungen. Die erste Lieferung sei erst am Donnerstag in Tirol eingetroffen und sukzessive an Krankenhäuser, Ärzte und Pflegeheime ausgeliefert worden. Bei den Masken etwa sei eine hygienische Abklärung des Materials nötig gewesen. Der Salzburger Gesundheitslandesrat Christian Stöck (ÖVP) beklagte dagegen im Nachrichtenmagazin "profil" "die Materialbeschaffung". Es fehle an Corona-Tests, Schutzanzügen, Handschuhen und Masken. Der Bund müsse "noch mehr Energie in die Beschaffung" investieren, verlangte Stöck.
Nachschub für Wiener Ärzte
Nachschub gibt es ab Montag für die Wiener Ärzte, was die dringend benötigte Schutzausrüstung betrifft, um sich bei der Behandlung von Patienten nicht mit SARS-CoV-2 anzustecken. Die Wiener Ärztekammer wird an 1.740 Wiener Ordinationen insgesamt 8.500 FFP2-Masken mit Ventil sowie 40.000 OP-Masken ausliefern.
Unterdessen wurden auch die Bemühungen verstärkt, die Kapazitäten für Testungen auf SARS-CoV-2 zu erhöhen, um deren Anzahl über die von der Regierung erwünschte Marke von mehr als 15.000 pro Tag zu setzen. Die Pathologie-Institute der Krankenhäuser und die Fachordinationen auf diesem Gebiet begannen damit, ihre diagnostischen Kapazitäten auszuweiten. Die Institute und Ordinationen in Feldkirch (Vorarlberg), Horn und Mistelbach (beide Niederösterreich), Ried, Steyr, Vöcklabruck und Wels (alle Oberösterreich) und Zams (Tirol) hätten bisher täglich an die 2.000 Patientenproben durchgeführt. Nun folge in einem nächsten Schritt die Einbeziehung der Pathologie-Institute der Wiener Schwerpunktspitäler und von Pathologie-Instituten in anderen Bundesländern, hieß es gegenüber der APA. Das soll täglich 500 bis 700 zusätzliche Testungen möglich machen.
In Kärnten wurden die täglichen Kapazitäten bei der Testauswertung durch Hinzunahme des Instituts für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen des Landes erhöht. Man erwarte aber vom Bund dringend benötigten Nachschub bei den Testkits in der nächsten Woche, meinte Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ).
Im 24-Stunden-Vergleich sind die Neuinfektionen mit dem Coronavirus bundesweit weiter abgeflacht. Von 8,1 Prozent von Freitag auf Samstag reduzierte sich der Anstieg laut Statistik von Samstag auf Sonntag auf rund 6,8 Prozent (jeweils Stand 15.00 Uhr). Allerdings dürfte am Wochenende vermutlich weniger getestet werden als an Werktagen.
Die Wiener FPÖ forderte am Wochenende einen Corona-Immunpass für alle Menschen, die eine Covid-19-Erkrankung überstanden haben und aufgrund dessen immunisiert sind. Es sei "völlig unsinnig, dass für diese Gruppe die gleichen Ausgangsbeschränkungen gelten sollen wie für die übrige Bevölkerung. Jeder ehemals Coronavirus Infizierte, der nicht mehr ansteckend ist, soll daher einen Corona-Immunpass erhalten. Dieser soll die volle Ausgangserlaubnis bescheinigen", verlangte der Wiener FPÖ-Chef Dominik Nepp.