Das Coronavirus hat auch Auswirkungen auf die Luftqualität, nämlich auf den Ausstoß von Schadstoffen, zum Beispiel durch den geringeren Verkehr. Erste Auswertungen des Umweltbundesamts zeigen einen Rückgang der Schadstoffbelastung an verkehrsnahen und städtischen Messstationen, hieß es am Mittwoch in einer Mitteilung.

Auswirkungen auf die Treibhausgase in höheren Schichten der Atmosphäre, wie am Sonnblick-Observatorium der ZAMG (Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik), wären aber, wenn überhaupt, frühestens in ein paar Monaten festzustellen.

Eine erste Analyse der Stickstoffdioxid-Messungen seit 16. März 2020 an verschiedenen Messstationen zeigt zumeist eine Abnahme der Belastung. Dabei hat aber die Wetterlage sehr starken Einfluss - an einzelnen Tagen wurden daher auch höhere Belastungen gemessen, verglichen mit durchschnittlichen März-Werten der Vorjahre. Dies kommt daher, da in einigen Regionen bis zum Wochenende zeitweilig sehr ungünstige meteorologische Ausbreitungsbedingungen für Luftschadstoffe geherrscht haben.

"Bei klarem Himmel und geringen Windgeschwindigkeiten bilden sich nachts Kaltluftseen, und die Schadstoffe reichern sich in Bodennähe an. Damit zeigen sich selbst bei niedrigeren Emissionen gleich hohe oder sogar höhere Konzentrationen wie in Zeiten mit normalem Verkehr," erläuterte Christian Nagl, Fachmann für Luftreinhaltung im Umweltbundesamt. Dagegen waren seit dem Eindringen von polarer Kaltluft zu Beginn des Wochenendes die Ausbreitungsbedingungen sehr günstig, was auch unter normalen Umständen zu einem starken Rückgang der Belastung geführt hätte. Der starke Wind und die gute Durchmischung der Atmosphäre sorgten also hauptsächlich für einen Rückgang der Schadstoffbelastung.

Erste Beobachtungen

Vorerst sind keine Corona-Auswirkungen auf die am Sonnblick-Observatorium der ZAMG gesammelten Messdaten zu erwarten. "Das Sonnblick-Observatorium liegt nahezu in der freien Atmosphäre in über 3.100 Meter Seehöhe und misst die weiträumige Hintergrundkonzentration in der Atmosphäre", so die Leiterin des Observatoriums, Elke Ludewig. Hier werden die Einflüsse auf langfristige Trends untersucht. "Markante Änderungen der Treibhausgase in den Niederungen über einen längeren Zeitraum können sich in dieser Höhe erst mit einer Verzögerung von einigen Monaten auswirken."

Der derzeit am Sonnblick gemessene Rückgang der CO2-Konzentration stünde in keinem Zusammenhang mit den Auswirkungen der Einschränkungen. "Die Konzentration von Kohlendioxid sinkt im Frühling immer. Denn die erwachende Vegetation benötigt Kohlendioxid für ihre Photosynthese", betonte Ludewig. Daher gebe es im Frühling immer einen Rückgang und im Herbst eine Zunahme des CO2. Langfristig zeige der Trend klar nach oben: Auf dem Sonnblick stieg die Konzentration von Kohlendioxid in den vergangenen 20 Jahren um rund zehn Prozent, von 370 ppm auf 410 ppm (ppm = parts per million).

Im Sonnblick-Observatorium haben jeweils zwei Techniker 14 Tage durchgehend Dienst. Seit der Errichtung 1886 war es nur an vier Tagen nicht betreut, nämlich kurz nach Ende des 1. Weltkrieges. "Derzeit läuft der Betrieb ohne Beeinträchtigungen", sagte Ludewig. Gleich zu Beginn der Corona-Krise wurden die Schutzmaßnahmen verstärkt, alle Messungen und Projektarbeiten könnten nach Plan erledigt werden.