Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) hat der Forderung von SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner nach flächendeckenden Testungen zum Coronavirus eine Absage erteilt. "Eine flächendeckende Testung wird von unserem Fachbeirat als nicht sinnvoll bewertet und ist auch aufgrund der Ressourcen nicht umsetzbar", erläuterte der Ressortchef am Montag auf Anfrage der APA.
"Wir erhöhen schrittweise massiv die Zahl der Testungen in Österreich - es bleibt bei klaren Schwerpunkten: Verdachtsfälle laut Falldefinition, oder Entscheidung des niedergelassenen Arztes, aber vor allem alle Gesundheitsberufe als Zielgruppe", bekräftigte Anschober. Er betonte, dass im Laufe der vergangenen Woche die Testkapazität von 1.000 bis 1.500 Testungen pro Tag in zehn Labors auf derzeit etwa 2.000 bis 4.000 Tests pro Tag in 20 Labors verdoppelt wurde.
Laut Anschober steigt die Zahl der täglich möglichen Tests täglich, weil sich immer mehr Labors aus dem niedergelassenen Bereich mit sogenannten Hochdurchsatzgeräten ausstatten. Eine präzise tagesaktuelle Angabe sei daher schwierig. "Außerdem kommen Labors aus dem niedergelassenen Bereich hinzu. So werden die Kapazitäten schrittweise massiv erhöht", erläuterte der Minister. Zu den Kosten der Testungen sind derzeit keine genauen Angaben möglich, hieß es aus dem Ministerium.
Mit Stand Montag 8.00 Uhr wurden laut dem Gesundheitsminister 23.429 Testungen durchgeführt. Davon wurden in den vergangenen 24 Stunden 2.061 Testungen eingemeldet, wovon 28 Prozent ein positives Ergebnis hatten.
Einen Test auf das Coronavirus gibt es nach bestimmten Kriterien: "Klare Symptome und Bezug zu einer Risikoregion oder enger Kontakt zu einem bestätigten Fall. Darüber hinaus kann ein Mediziner unabhängig vom Vorliegen eines Verdachtsfalles - jederzeit nach eigener medizinischer Entscheidung - einen Corona-Test anordnen. Das letzte Wort hat der Arzt", erläuterte Anschober.
Der Gesundheitsminister räumte ein, dass die Zuwächse bei den Infektionszahlen "noch immer viel zu hoch" sind. "Wir müssen die Zuwächse durch eine konsequente Umsetzung der Maßnahmen auf den einstelligen Bereich an Tageszuwächsen drücken. Alle müssen die gesetzten Maßnahmen mit aller Konsequenz mittragen, um die Kurve weiter abzuflachen", appellierte Anschober.
Um die Frage ging es auch in der ORF2-TV-Sendung "Im Zentrum" am Sonntag. "Wir sind alle von dieser Krankheit überrascht worden. Vorbereitet war die ganze Welt nicht. Es ist eine Ausnahmesituation, wie es sie unsere Generation noch nicht gesehen hat", erklärte darin OÖ Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP), derzeit auch Vorsitzender der Landeshauptleutekonferenz, und verwies darauf, dass man die Maßnahmen zur Beherrschung der Covid-19-Erkrankungen und zur Bewältigung der damit verbundenen Probleme ständig weiter entwickle.
"Testen, schützen, helfen - Wie stark ist unser Gesundheitssystem", lautete der Untertitel der TV-Sendung, somit ging es auch um die Zahl der Tests. International verfolgen die einzelnen Staaten unterschiedliche Strategien. Während Länder wie Finnland oder Island breitflächigst auf SARS-CoV-2 testen wollen, liegt Österreich hier offenbar eher im Mittelfeld.
"Die Kapazitäten sind nicht da, um ganz Österreich durchzutesten. Ich glaube nicht, dass es derzeit massiv zu wenig ist", sagte die Wiener Virologin Monika Redlberger-Fritz. Man dürfte neben den maschinellen Einrichtungen für die Untersuchungen nicht das Management rundherum vergessen, was Tests für mehr als acht Millionen Menschen unmöglich mache.
Der Gesundheitsminister betonte zudem die Bemühungen aller Beteiligten, mit koordinierten Zukäufen von Schutzkleidung schon in nächster Zeit Erleichterung zu schaffen. Da sei man mit allen Mitteln dahinter. "Wir haben auch zusätzlich Beatmungsgeräte bestellt", sagte Anschober. Nur hätte in der jüngeren Vergangenheit zunächst China große Mengen aufgekauft. Deutschland und Frankreich hätten Exportverbote für diese Waren erlassen, wodurch sogar bestellte und bezahlte Produkte vorübergehend nicht nach Österreich gekommen seien. Österreich hat in den vergangenen Tagen Südtirol bei der Versorgung mit Schutzausrüstung Hilfe geleistet, wofür sich Landeshauptmann Arno Kompatscher (SVP) ausdrücklich bei Österreich bedankte.
Einig waren sich Anschober und Stelzer darin, dass Österreich in Zukunft bei derart strategisch wichtigen Produkten wieder mehr Eigenproduktion und Unabhängigkeit haben sollte. Der Minister: "Wir müssen uns in diesen Bereichen unabhängiger machen und selbstständiger werden."