Die Coronavirus-Pandemie hat ein viertes Todesopfer in Österreich gefordert. Bereits in der Nacht auf Sonntag ist eine erst 48-jährige Patientin in Heimquarantäne in Wien gestorben, wie erst am Dienstag bekannt wurde. Zudem wurden immer mehr Fälle im Bereich des Krankenhauspersonals registriert. Die Vorarlberger Gesundheitsbehörden haben die gesamte Vorarlberger Arlbergregion - die Gemeinden Lech (mit Zürs), Klösterle (mit Stuben), Warth und Schröcken - unter Quarantäne gestellt. In Tirol wurde inzwischen immer schärfere Kritik am Vorgehen der Gesundheitsbehörden laut. Diese wiederum wiesen jeden Fehler zurück.

Stand 15.00 Uhr gab es laut Gesundheitsministerium mehr als 1.300 bestätigte Fälle, die meisten nach wie vor in Tirol, gefolgt von Oberösterreich. In Wien, wo bisher 166 Infektionen mit dem Coronavirus bestätigt wurden, gab es den vierten Todesfall österreichweit. Dabei handelte es sich um eine erst 48-jährige Frau, die eigentlich nicht in die Risikogruppe gehörte. Sie starb in Heimquarantäne in der Nacht auf Sonntag. Vermutet wurde, dass sie Vorerkrankungen hatte.

Außerdem wurden zwei Ärzte des Wiener AKH - beide Anästhesisten - positiv auf das Virus getestet. Die Betroffenen hätten am vorvergangenen Wochenende an einem Ärztekongress in Zürs am Arlberg teilgenommen und dürften sich dabei infiziert haben. Die Erkrankung der beiden Infizierten verlaufe jeweils moderat, ihr Gesundheitszustand sei "gut". Kontaktpersonen der Ärztin - rund 20 Spitalsmitarbeiter - seien bereits auf eine mögliche Ansteckung getestet worden.

In Wien waren bereits mehr als 100 Ärzte in Quarantäne. Neben den Fällen im AKH waren bereits 90 Mitarbeiter der Rudolfstiftung betroffen, im Donauspital (SMZ Ost) war eine ganze Abteilung gesperrt. Auch in anderen Bundesländern gab es Probleme für das Gesundheitspersonal: In Salzburg wurde eine Ärztin am Uniklinikum positiv getestet, in Waidhofen an der Thaya war eine Führungskraft des Klinikums betroffen und aus dem Burgenland wurden knapp 30 Spitalsmitarbeiter in Quarantäne gemeldet. Dazu kamen einige in Kärnten.

Nicht zuletzt aufgrund der Fälle am Wiener AKH haben die Vorarlberger Behörden die gesamte Vorarlberger Arlbergregion unter Quarantäne gestellt. Davon betroffen waren die Gemeinden Lech, Klösterle, Warth und Schröcken. "Die Region wurde um 12.00 Uhr abgeriegelt", erklärte Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP). Das Gebiet dürfe bis 3. April von niemandem mehr betreten oder verlassen werden, sagte Wallner. Der Landeshauptmann betonte weiters, dass alle Personen, die sich in den vergangenen zwei Wochen in der Arlbergregion aufgehalten haben, "sich selbst in Quarantäne begeben müssen, das ist nicht freiwillig".

Unterdessen bahnte sich am anderen Ende Österreichs, an der burgenländisch-ungarischen Grenze, ein Chaos an. Die ungarischen Behörden schlossen die Grenzübergänge. In Nickelsdorf war die Grenze blockiert, weder die Ausreise noch die Einreise waren möglich. Rumänien forderte einen humanitären Korridor durch Ungarn für seine Heimkehrer. Vor Nickelsdorf entstanden auf der A4 30 Kilometer Rückstau. Ab 21.00 Uhr sollte die Grenze für Rumänen und Bulgaren kurz geöffnet werden.

In Tirol sorgte das Vorgehen der Gesundheitsbehörden vor allem in Zusammenhang mit dem Ausbruch des SARS-CoV-2 in Ischgl für heftige Kritik und Forderungen nach politischen Konsequenzen. Vor allem für Oppositionspolitiker haben die Behörden zu langsam auf den Ausbruch reagiert, der in der Ischgler Bar "Kitzloch" seinen Ausgang genommen haben dürfte. Der Tiroler SPÖ-Chef Georg Dornauer forderte den Rücktritt von Gesundheitslandesrat Bernhard Tilg (ÖVP), FPÖ-Bundesobmann eine Erklärung von Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne). Die ÖVP wies weiter alle Vorwürfe, etwas falsch gemacht zu haben, zurück. Demgegenüber berichtete unter anderem "Der Standard" (Dienstagsausgabe), dass nicht nur hunderte Urlauber aus den kurz davor unter Quarantäne gestellten Regionen Paznauntal und St. Anton in Innsbruck gelandet sein, sondern sich viele auch über andere Regionen Tirols verteilt haben sollen.

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