Spitalsmitarbeiter sind bei ihrer Arbeit stärker einer Infektion mit SARS-CoV-2 ausgesetzt. Drei Krankenhäuser in Wien waren bereits betroffen. Weit mehr als 100 Ärzte und Pfleger mussten in Quarantäne. Derzeit beschäftigt die Behörden der Fall zweier positiv getesteten Anästhesisten, die im Wiener AKH gearbeitet haben.
Brisanter Fall am AKH
Die infizierten Anästhesisten hatten mit acht weiteren AKH- Ärzten ab 8. März an einem Kongress in Zürs am Arlberg teilgenommen. Dieser wurde wenig später vorzeitig abgebrochen, nachdem bekannt wurde, dass das Gebiet um St. Anton stark von Infektionen mit SARS-CoV-2 betroffen war.
Die Wiener Ärzte hätten am 10. März mit dem Zug die Rückreise in die Bundeshauptstadt angetreten, berichtete Oswald Wagner, Vizerektor für Klinische Angelegenheiten der Med Uni Wien, im Gespräch mit der APA. Die Anästhesistin hätte im Anschluss ihren Dienst im AKH angetreten und dabei Kontakt zu Spitalsmitarbeitern - Ärzten und Pflegepersonal - und Patienten gehabt, räumte Wagner ein. Als ihr bewusst wurde, dass sie sich in einem Krisenherd befunden hatte, habe sie sich vorsorglich auf das Coronavirus testen lassen. Am vergangenen Wochenende sei dann das positive Ergebnis vorgelegen.
Abgesehen von ihrem ebenfalls infizierten männlichen Kollegen - ob dieser nach seiner Rückkehr nach Wien Dienst am AKH verrichtete und Kontakt zu Patienten und Personal hatte, stand vorerst nicht fest - seien die anderen acht AKH-Ärzte nicht an Covid-19 erkrankt, betonte Wagner: "Auch bei ihnen wurden selbstverständlich Rachenabstriche entnommen. Sie waren negativ."
Die Gesundheitsbehörden ermittelten am Dienstag weiterhin an der Ausforschung der Kontaktpersonen der Frau bzw. ihres Kollegen. Danach werden weitere Maßnahmen getroffen, hieß es vonseiten des Wiener Krankenanstaltenverbundes. Die beiden waren am vorvergangenen Wochenende bei einem Ärztekongress in Zürs am Arlberg und dürften sich dabei infiziert haben.
Die meisten Spitalsmitarbeiter, die in Quarantäne mussten, kamen aus der Rudolfstiftung. Nachdem dort ein Anwalt auf der Intensivstation mit Covid-19 infiziert war, mussten 90 Mitarbeiter in Heimquarantäne. Bei dem Mann handelt es sich um den ersten Coronavirus-Fall in Österreich. Er befand sich weiterhin in intensivmedizinischer Betreuung.
Zunächst wurden auf der Rudolfstiftung drei Abteilungen der Internen Medizin gesperrt, der Covid-19-Patient in das Kaiser-Franz-Josef-Spital überstellt. Die drei Stationen konnten jedoch relativ bald wieder in Betrieb gehen, weil niemand vom betroffenen Personal positiv getestet wurde. Zur Überbrückung wurden laut KAV Mitarbeiter von anderen Abteilungen des Krankenhauses zur Aushilfe herangezogen.
Auch Geburtshilfe betroffen
Immer noch gesperrt ist die Abteilung Gynäkologie und Geburtenhilfe im Wiener Donauspital (SMZ Ost). Dort wurden elf Personen positiv getestet, davon acht Spitalsmitarbeiter. Laut KAV sind derzeit rund 30 Mitglieder des SMZ Ost-Personals in Quarantäne. Die Infektionskette dürfte von einer Patientin ausgegangen sein, die ohne jegliche Symptome stationär aufgenommen wurde und erst später positiv getestet wurde.
Die gesamte gynäkologische Abteilung wurde geschlossen, Kreißsäle gesperrt, Patientinnen in andere Krankenhäuser verlegt. In etwa einer Woche sollte die Sperre jedoch aufgehoben werden, so das KAV.
Die Anästhesistin aus dem AKH wurde am Wochenende positiv getestet, ebenso ihr Kollege. Der Gesundheitsdienst der Stadt Wien (MA 15) wurde daraufhin informiert. Die weitere Vorgehensweise soll laut KAV-Sprecher Markus Pederiva noch im Laufe des Dienstags bekannt gegeben werden. Derzeit werde die gesamte Umfeldanalyse vorgenommen. Laut AKH sind rund 20 Spitalsmitarbeiter bereits auf eine mögliche Ansteckung getestet worden, allesamt negativ.
Die Überlegung, ob aufgrund dieser Vorfälle durchgängige PCR-Tests auf SARS-CoV-2 bei medizinischem Personal sinnvoll wären, wird laut Pederiva vonseiten von Virologen und Epidemiologen als nicht sinnvoll erachtet. Denn auch wenn eine Person infiziert ist, aber keine Symptome zeigt, also nicht infektiös wäre, könne der PCR-Test negativ sein, gab Pederiva zu bedenken. Eine durchgängige Testung entspreche auch nicht dem von den Gesundheitsbehörden festgelegte Prozedere.