Das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) bei Greifswald hat mit Tierversuchen zur Erforschung des Coronavirus begonnen. Ausgewählt wurden dafür Schweine, Hühner, Frettchen und Nilflughunde, eine Fledermausart, wie FLI-Präsident Thomas Mettenleiter sagte. Diese Versuche seien derzeit das dringlichste Forschungsvorhaben auf der Insel Riems.
"Es ist wichtig zu wissen, ob wir durch das Virus auch Schwierigkeiten in der Nutztierhaltung bekommen könnten", erklärte der Wissenschafter. Mit Ergebnissen wird frühestens Ende April gerechnet. "Wasserstandsmeldungen" gebe er nicht, sagte er.
Das Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit hat den Auftrag, die Gesundheit von lebensmittelliefernden Tieren zu erhalten sowie Menschen vor Zoonosen - zwischen Tier und Mensch übertragbaren Infektionskrankheiten - zu schützen. Dementsprechend seien Schweine und Hühner ausgewählt worden. Frettchen gelten als Modelltiere für Infektionen der Atemwege beim Menschen, insbesondere für Grippeviren.
Wenn sich das auch beim neuartigen Coronavirus bewahrheitet, könnten Versuche mit Frettchen bei der Entwicklung von Medikamenten und Impfstoffen helfen. Bei Fledermäusen wird der Ursprung von Sars-CoV-2 vermutet, aber auch der Ursprung anderer Erreger, die auf den Menschen übertragbar sind.
Versuche bereits begonnen
Begonnen haben die Versuche im FLI mit der Infektion von Fledermäusen aus der institutseigenen Zucht. Das Sars-CoV-2 stammt aus dem ersten deutschen Cluster in München, wie Mettenleiter sagte. In Bayern war es im Februar erstmals in Deutschland zu einer Infektion mit dem neuen Erreger gekommen. Die Tiere werden über die Atemwege infiziert. Gearbeitet wird in Labors und Tierställen der zweithöchsten Sicherheitsstufe S3. In ihnen herrscht Unterdruck, die Abluft wird gefiltert, die Abwässer sterilisiert. Für die Versuche stehen 20 Hühner, zwölf Schweine, zwölf Flughunde und acht Frettchen zur Verfügung.
Zentrales Forschungsziel sei es aufzuklären, ob Nutztiere überhaupt mit Sars-CoV-2 infizierbar sind. Zudem seien die Verteilung des Virus im tierischen Organismus und mögliche Übertragungswege aufzudecken, sagte Mettenleiter. Bisher gebe es keine Hinweise darauf. Wenn ja, soll untersucht werden, zu welchem Grad es zu einer Vermehrung des Virus kommt und welche Erregermengen gegebenenfalls ausgeschieden werden - über den Atmungstrakt, aber auch über den Kot. Über die Ausscheidungen könnten infizierte Tiere in den Ställen zur Gefahr für den Menschen werden, der infizierte Mensch aber auch zur Gefahr für gesunde Tiere. Dann müssten die Menschen vor den Tieren und die Tiere vor den Menschen geschützt werden, äußerte Mettenleiter.