Papst Franziskus hat zum zweiten Mal seit dem Ausbruch der Coronavirus-Epidemie in Italien nicht wie üblich am Fenster seines Apostolischen Palasts direkt vor den Gläubigen das Angelus-Gebet gesprochen. Das traditionelle Gebet wurde stattdessen per Video live aus dem Papstpalast übertragen. Der Petersplatz ist seit Dienstag geschlossen.
Der Papst sprach stehend in der Bibliothek seines Apostolischen Palasts das Angelus-Gebet. Der Heilige Vater erklärte, er sei im Gebet den Menschen nahe, die wegen der Coronavirus-Epidemie leiden. In dieser "dunklen Stunde" bete er für die Sanitäter, für die Freiwilligen, die Menschen in Not helfen, sowie für Personen, die weiterhin arbeiten. Niemand dürfe sich einsam fühlen, sagte Franziskus. "In Christus vereint, sind wir nie allein", so der Papst.
Priester sollen "Kreativität" zeigen
Der Pontifex drückte den Priestern seine Nähe aus, die den Gläubigen während der Epidemie zur Seite stehen und "Kreativität" zeigen, wenn es darum gehe, dem Nächsten zu helfen. Er sprach dabei auch vom Mailänder Erzbischof Mario Delpini, der seinem "Volk" nahe stehe und diese Woche auf das Dach des Doms in Mailand gestiegen war, um für die Unterstützung der Muttergottes zu beten.
Mit dem Verzicht auf das Angelus-Gebet auf dem Petersplatz sollte das Risiko einer Verbreitung des Virus vermieden werden. Damit folgt der Vatikan Vorgaben der italienischen Regierung, die Versammlungen untersagt hat, bei denen die Teilnehmer nicht den vorgegebenen Mindestabstand von einem Meter einhalten können.
Außergewöhnliches Osterfest
Die nächste Generalaudienz am Mittwoch soll ebenfalls auf ähnliche Weise verändert werden. Auch in der nächsten Woche wird die Frühmesse im Gästehaus Santa Marta ohne Teilnahme von Gläubigen gefeiert. Nur in Ausnahmefällen haben Päpste in der Vergangenheit auf das Angelus-Gebet auf dem Petersplatz verzichtet, so nach dem Anschlag auf Johannes Paul II. im Jahr 1981 und während der Krankheit des polnischen Papstes 2005.
Aufgrund der Coronavirus-Pandemie wird der Papst Ostern ohne Gläubige feiern. Dasselbe gilt für die Liturgien von Franziskus für die Karwoche, teilte der Vatikan mit. Unter anderem soll die große Prozession vor dem Kolosseum am Karfreitag ausfallen, an der sich jährlich tausende Gläubige aus der ganzen Welt beteiligen.