Die Quarantäne-Maßnahmen der Bundesregierung für die Orte Galtür, Ischgl, See und Kappl im Paznauntal sowie St. Anton am Arlberg betreffen insgesamt rund 9.500 Einheimische. Bei den Orten handelt es sich zum überwiegenden Teil um vom Tourismus abhängige und geprägte Gemeinden mit klingenden Namen.
Zusätzlich zu den Einheimischen sind auch noch die Angestellten in den Hotels sowie die österreichischen Urlauber von der 14-tägigen Isolation betroffen. Um wie viele Personen es sich dabei handelt, war vorerst unklar.
Klar ist hingegen, dass das Coronavirus klingende Tourismusorte im Tiroler Oberland in Atem hält. Etwa Ischgl, bekannt für überregional ausstrahlenden Massen- und Eventtourismus. Und als Anziehungspunkt für prominente Musikstars. Die Geschichte des einstigen Bergbauerndorfs mit knapp über 1.600 Einwohnern ist reich an Auftritten von Topstars des internationalen Musik-Business. So gaben sich etwa bereits Elton John, Tina Turner, Pink, Alicia Keys, Robbie Williams, Mariah Carey, Kylie Minogue oder Helene Fischer bei den Open Air-Konzerten zum Saisonauftakt- und Abschluss die musikalische Ehre.
Gänzlich anders geartet ist der Ischgler Nachbar Galtür. Wie Ischgl geprägt vom Tourismus, doch dem Eventcharakter gänzlich abhold. Und auf alle Zeiten verbunden mit einem der tragischsten Ereignisse der Tiroler Geschichte: Eine Jahrhundertlawine riss am 23. Februar 1999 31 Menschen in den Tod, darunter sechs Einheimische und 25 Urlauber.
Nicht minder prominent ist St. Anton am Arlberg, die in touristischer Hinsicht noblere Ausgabe von Ischgl. Es gilt als Tor zum Skigebiet Arlberg und wird gemeinhin als die "Wiege des alpinen Skilaufs" bezeichnet, da hier der moderne Skisport erfunden wurde. Sein wohl prominentester Bürger: der "einsame Wolf vom Arlberg", Skilegende Karl Schranz.
Keine Hausquarantäne
Die Isolierungs-Maßnahmen der Bundesregierung für die Orte Galtür, Ischgl, See und Kappl im Paznauntal sowie St. Anton am Arlberg haben keine häusliche Quarantäne für die einheimische Bevölkerung, Hotelmitarbeiter und österreichische Urlaubsgäste zur Folge. Es sei eine "Quarantäne für das Tal" angeordnet worden sagte der Bürgermeister von Galtür, Anton Mattle, der APA.
Die Betroffenen können sich also in den Orten bewegen, müssten aber klarerweise ihre sozialen Kontakte reduzieren bzw. minimieren, so Mattle, auch ÖVP-Landtagsvizepräsident. Er sprach von einer "sehr schnellen Maßnahme" seitens der Bundesregierung, die viele im Ort überrascht habe. Schließlich gebe es in Galtür keinen einzigen Coronavirus-Fall. "Ich verstehe aber die Gesamtschau der Bundesregierung sowie der Landesregierung. Es gilt, den Virus einzudämmen", meinte der Bürgermeister. Man müsse nun das Beste daraus machen und die angeordneten 14 Tage Abschottung hinter sich bringen.
Grundsätzlich sei es so, dass soziale Kontakte in den betroffenen Gemeinden möglichst niedrig zu halten sind, betonte auch Detlef Polay, Sprecher des Einsatzstabes im Innenministerium. Personen, die keine Symptome haben, könnten aber das Haus verlassen, um sich zu versorgen. Infizierte mit leichten Symptomen müssen klarerweise in häuslicher Quarantäne bleiben. Sollte sich bei Patienten ein schwerer Verlauf entwickeln, werden sie in ein Spital gebracht.
Die genaue Zahl der Polizeikräfte, die die Abschottung der betroffenen Tiroler Gemeinden regeln soll, war laut Polay "noch in Ausarbeitung". Die konkreten Maßnahmen auf den Straßen innerhalb der Ortschaften - etwa ob es Patrouillen geben wird -, waren ebenfalls noch offen. Die entsprechende Verordnung muss erst verfasst werden.