Die erste Berechnung des Verlaufs der Covid-19-Erkrankungen auf der Basis realer Daten der Gesundheitsbehörden in Österreich liegt vor. Die Experten der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) gehen von einer Steigerungsrate der Erkrankten von 23,2 Prozent pro Tag aus. Die Verdopplungszeit dürfte 3,3 Tage betragen. Ein Infizierter steckt im Durchschnitt 1,62 weitere Personen an.
"Epidemiologische Parameter des COVID19 Ausbruchs, Österreich, 2020", lautet der Titel der Publikation, welche AGES und das Institut für Statistik der TU-Wien erstellt haben.
Demnach ist derzeit für Gesamtösterreich mit einer Steigerungsrate der Covid-19-Fälle von 23,2 Prozent pro Tag zu rechnen. Das ergibt sich aus der bisherigen Entwicklung. Die Verdopplungszeit ist 3,3 Tage und die gegenwärtige effektive Reproduktionszahl ist 1,62 (R0: 1,62; Anm.). Letzteres ist relativ gering. Die Basisreproduktionsrate von Influenza - wie viele weitere Infektionen durch einen Erkrankten im Durchschnitt in der Allgemeinbevölkerung ausgelöst werden - liegt bei einem Faktor um die 2. Jene von Masern liegt hingegen bei 12 bis 18. In Wuhan wurde am Beginn der Covid-19-Epidemie ebenfalls von einem R0-Wert vom Faktor 2 ausgegangen.
Tirol und Oberösterreich Spitzenreiter
Tirol und Oberösterreich dürften laut den neuen Daten, die aus den Informationen des elektronischen Meldesystems (EMS) des österreichischen Gesundheitswesens errechnet wurden, stärker betroffen sein. Hier wird von einer Steigerungsrate pro Tag von 25,1 Prozent ausgegangen. Die Verdopplungszeit der Zahl der Erkrankungen liegt bei 3,1 Tagen, die Basisreproduktionszahl bei 1,93.
Schwächere Ausbreitung
Alle anderen Bundesländer sind derzeit offenbar mit einer schwächeren Ausbreitung des neuen Coronavirus konfrontiert: Burgenland, Kärnten, Niederösterreich, Salzburg, die Steiermark, Vorarlberg und Wien haben bisher laut den AGES- und TU-Wien-Experten eine tägliche Steigerungsrate der Fälle von 16,4 Prozent gezeigt. Sie verdoppelt sich demnach alle 4,6 Tage. In diesen Bundesländern inklusive der Millionenstadt Wien liegt die R0-Rate – eben wie viele Menschen ein Infizierter ansteckt – beim Faktor 1,45.
Für eine Unterdrückung der Covid-19-Erkrankungswelle wäre das Erreichen eines R0-Wertes unter dem Faktor 1 entscheidend. Da es keine ursächlich wirksame Therapie gibt, können das derzeit also nur seuchenhygienische Maßnahmen bewirken