Im Raum Norditalien sind derzeit rund 4.000 Österreicher von den Maßnahmen betroffen, die von den italienischen Behörden gesetzt worden sind, um die weitere Ausbreitung des Coronavirus zu verhindern. Das teilte der Sprecher des Außenministeriums, Peter Guschelbauer, am Montag auf APA-Anfrage mit.

Auslandsösterreicher

In den unter Quarantäne gestellten Roten Zonen halten sich neben heimischen Touristen etliche Auslandsösterreicher auf, die ihren Lebensmittelpunkt nach Norditalien verlagert haben. Urlauber, die in ihre Heimat zurückkehren wollen, sollten damit vorerst keine Probleme haben. Im Moment habe man keine Informationen, "dass es Schwierigkeiten beim Rauskommen gibt", sagte Guschelbauer.

Wer in diesen Tagen Urlaubsanreisen antritt, sollte sich dringend über die aktuelle Situation in der Feriendestination informieren, empfahl Guschelbauer mit Nachdruck. Das gilt im Speziellen für Kreuzfahrten, wo zuletzt Indien das Anlegen von Schiffen aus Sicherheitsgründen verboten hat. Man müsse - je nach Ferienziel - grundsätzlich damit rechnen, dass einen am Urlaubsort behördliche Maßnahmen wie Fiebermessen oder Quarantäne oder sonstige Unannehmlichkeiten erwarten können, meinte Guschelbauer.

Ärzte in Sperrzone: "Wie in Kriegssituation"

Ärzte in der norditalienischen Sperrzone beklagen indes chaotische Zustände in den mit Coronavirus-Patienten überfüllten Krankenhäusern. "Wie in Kriegssituationen entscheidet man je nach Alter und Gesundheitslage über die Therapie", sagte der Anästhesist Christian Salaroli im Gespräch mit der Mailänder Tageszeitung "Corriere della Sera" (Montagsausgabe).

"Viele Kollegen leiden unter dieser Situation. Es ist nicht nur der Arbeitsdruck, sondern auch die seelische Belastung, die verheerend ist. Ich habe Krankenpfleger mit 30-jähriger Erfahrung weinen sehen, Personen, die zusammenbrechen. Die Öffentlichkeit weiß nicht, was sich in den Krankenhäusern abspielt", sagte der 48-jährige Arzt im Krankenhaus der lombardischen Stadt Bergamo.

"Der Regierungsbeschluss, die Reisen in bestimmten Gebieten einzugrenzen, ist mit mindestens einer Woche Verspätung gefasst worden. Wichtig ist, dass die Leute zu Hause bleiben. Ich sehe immer noch zu viele Menschen auf den Straßen. Die beste Reaktion auf dieses Virus ist, zu Hause zu bleiben", sagte Salaroli.

Das lombardische Gesundheitssystem sei nicht in der Lage, diesem außerordentlichen Anstieg an Covid-19-Patienten Stand zu halten. "So kommt es auch bei normalen Behandlungen zu gravierenden Verspätungen. Bei Herzinfarkten kann es vorkommen, dass man über eine Stunde auf den Rettungswagen wartet", so Salaroli.

Patienten bevorzugen

Angesichts der zunehmenden Zahl von Infizierten, könnten Ärzte bald gezwungen sein, Patienten mit "besseren Lebenserwartungen" Vorrang bei Behandlungen auf Intensivstationen zu geben, warnte Flavia Petrini, Präsidentin des Ärzteverbands Siaarti, im Interview mit der römischen Tageszeitung "La Repubblica". "In der Lombardei ist die Lage dramatisch und viele Ärzte dürfen bei schwierigen Beschlüssen nicht allein gelassen werden", warnte Petrini. Patienten aus lombardischen Krankenhäusern werden in Spitälern der weniger belasteten Nachbarregionen untergebracht.

Italien ist inzwischen nach China das weltweit am stärkten von dem neuartigen Virus betroffene Land. Die Zahl der Todesopfer stieg dort auf mindestens 366, die Zahl der bestätigten Infektionen auf 7.375. Seit Sonntag sind ganze Regionen und Städte im Norden abgeriegelt, 16 Millionen Menschen sind betroffen. Beschränkungen gibt es auch in der Wirtschaftsmetropole Mailand und Venedig.

Mehr zum Thema