Der italienische Tourismus, speziell auch der Nobeltourismus, leidet unter der Coronavirus-Krise. Nachdem in den vergangenen Wochen chinesische Besucher ausgefallen sind, hagelt es jetzt Stornierungen aus den USA. Unzählige Nordamerikaner sagten ihre Italien-Reisen ab - auch im Lichte dessen, dass auch in den USA erste Todesfälle im Zusammenhang mit dem Virus gemeldet wurden.
"60 Prozent der von US-Touristen gebuchten Rom-Aufenthalte sind abgesagt worden", klagte der Präsident des italienischen Hotelierverbands, Bernabo Bocca, Inhaber des prestigereichen Hotels Bernini Bristol im Herzen der italienischen Hauptstadt. "Zum ersten Mal seit der Nachkriegszeit steht der Tourismus still", kommentierte Bocca.
Starker Buchungsrückgang in Nobelherbergen
Sorge herrscht auch im Grand Hotel "Parco dei Principi" vis-a-vis der österreichischen Botschaft. Die Nobelherberge unweit des römischen Parks Villa Borghese ist mit einem starken Buchungsrückgang konfrontiert. "Es treffen keine Reservierungen für die nächsten Wochen mehr ein. Auch die Osterzeit ist gefährdet. Das Bild der Situation in Italien ist verzerrt worden. Was hat Rom mit den Infektionsherden in der lombardischen Provinz Lodi zu tun?", fragt Daniele Saladini, Direktor des Hotels.
Der Schweizer Eigentümer des namhaftesten unter den römischen Fünf-Sterne-Hotels Hassler an der Spanischen Treppe, Roberto Wirth, übte sich in Optimismus. "Der Coronavirus-Alarm ist übertrieben. Panik hat sich schnell ausgebreitet, doch diese wird bald auch wieder verschwinden", meinte der Hotelier.
In Mailand Rückgang bis zu 90 Prozent
Noch schwieriger ist die Lage in Mailand. Die beiden renommierten Häuser, Hotel de la Ville und The Grey, meldeten einen Rückgang bei der Gästezahl von 90 Prozent. Prestigeträchtige Veranstaltungen wie die Brillenmesse MIDO und die im April geplante Möbelmesse, die zehntausende Menschen in die lombardische Hauptstadt locken, wurden verschoben. Taxifahrer beklagen stark sinkende Umsätze.
Touristenschwund in der Lagunenstadt
Vom Touristenschwund besonders belastet sind auch die Hotels in Venedig, die nach dem Hochwasser im November ohnehin schon schwierige Monate hinter sich haben. Namhafte Hotels der Lagunenstadt beklagen einen Gästerückgang von bis zu 70 Prozent. "Wenn wir so weitermachen, werden wir bald schließen müssen", berichtete Claudio Scarpa, Direktor des venezianischen Hotelierverbands AVA. Lediglich 30 Prozent der Hotels in der Lagunenstadt seien besetzt. Viele seien ganz leer.
In dieser schwierigen Situation erwartet sich die italienische Wirtschaft Stützungsmaßnahmen von der Regierung. Bis Ende dieser Woche plant das Kabinett um den parteilosen Premier Giuseppe Conte die Verabschiedung einer Verordnung mit Maßnahmen in der Größenordnung von 3,6 Milliarden Euro, die von dem italienischen Parlament und der EU genehmigt werden müssen.