Bei einem Busunglück im norditalienischen Mestre bei Venedig sind Dienstagabend 21 Tote und 15 Verletzte gegeben, wie Innenminister Matteo Piantedosi bestätigte. Entgegen erster Informationen befinden sich laut Außenministerium unter den Verletzten doch keine österreichischen Kinder. Die Rede war von einem Jungen (13) und einem Mädchen (3), berichtete der Präfekt von Venedig, Michele Di Bari, im Interview mit Rai 1 am Dienstag.Bei den Kindern soll es sich nach neuen Informationen um deutsche Staatsbürger handeln.
"Es gibt keine Informationen, dass Österreicher beteiligt sind. Es gab offenbar eine Verwechslung", sagt Antonia Praun vom Außenministerium gegenüber der Kleinen Zeitung. Das Generalkonsulat stehe in ständigem Austausch mit den lokalen Behörden.
Fünf Personen schweben in Lebensgefahr. Ein elektrischer Shuttle-Bus mit mehreren Personen an Bord kam von einer Hochstraße ab und stürzte etwa 15 Meter in die Tiefe.
Die Staatsanwaltschaft leitet Ermittlungen ein. Damit soll geklärt werden, warum der Bus am Dienstagabend bei der Fahrt aus der Lagunenstadt zurück aufs Festland von der Straße abkam. Nach ersten Angaben wurden auf der Straße keine Bremsspuren entdeckt, was als Hinweis auf einen Schwächeanfall des Fahrers gedeutet wurde. Auch der Zustand der etwa 70 Jahre alten Brücke soll überprüft werden. Aufklärung erhoffen sich die Ermittlerinnen und Ermittler von Überwachungskameras.
Es handelte es sich um einen privaten Bus, der Touristinnen und Touristen von Venedig zu einem Campingplatz in Marghera führte. Zu den Opfern zählen mindestens fünf ukrainische Staatsbürger, ein Deutscher, ein Franzose und ein Kroate, berichteten die Rettungseinheiten. Ums Leben kamen mindestens zwei Kinder und der italienische Busfahrer, ein 40-Jähriger aus der norditalienischen Provinz Treviso. Die Bahnlinie zwischen Mestre und Venedig wurde unterbrochen, wie der Bürgermeister der Lagunenstadt, Luigi Brugnaro, berichtete. Der Bus war von den Betreibern eines Campingplatzes in Marghera für seine Gäste gemietet worden.
Der Unfall ereignete sich kurz vor 20.00 Uhr auf der Überführung der Auffahrt, die von Mestre nach Marghera und zur Autobahn A4 Venedig-Triest führt. Der Bus durchbrach aus noch ungeklärten Gründen das Geländer, stürzte ab und geriet auf die Stromleitungen und dann auf die Gleise des Bahnhofs von Mestre, wo er in Brand geriet. Er wurde nach mehreren Stunden mit einem Kran der Feuerwehr entfernt.
"Die Batterien des Busses fingen unmittelbar nach dem Aufprall Feuer. Wir mussten auf die Abkühlung der Batterien warten, um das Fahrzeug entfernen zu können", berichtete ein Feuerwehrmann. Dutzende Feuerwehrleute waren im Einsatz, um die Flammen zu löschen. Die Verletzten wurden in Krankenhäuser in Mestre, Padua und Treviso eingeliefert.
Zwei junge Arbeiter der Reederei Fincantieri, die das Unglück beobachtet hatten, stürzten zum Bus und versuchten, die Menschen zu retten, die in dem Fahrzeug eingeklemmt waren. Der 27-jährige Boubacar Toure, der aus Gambia stammt und in Mestre arbeitet, schilderte in einer Videoaufnahme, wie er ein kleines Mädchen, fünf Personen und einen Hund aus dem Fahrzeug befreite.
"Trauertag angeordnet"
"Eine schreckliche Tragödie hat heute Abend unsere Gemeinschaft getroffen. Ich habe sofort einen Trauertag zum Gedenken an die vielen Opfer angeordnet, die in dem verunglückten Bus waren. Wir haben eine apokalyptische Szene erlebt, es gibt keine Worte", schrieb Brugnaro auf Twitter (X).
Der Patriarch von Venedig, Francesco Moraglia, erreichte den Unglücksort in Begleitung von Bürgermeister Brugnaro. Moraglia sprach ein Gebet und segnete anschließend die Leichen, die mit weißen Tüchern bedeckt waren.
Ministerpräsidentin Giorgia Meloni und Vizepremier Antonio Tajani drückten den Opfern und ihren Familien ihr Beileid aus. "Ich danke der Polizei, der Feuerwehr und dem medizinischen Personal für den Einsatz. Ich drücke meine Solidarität mit der Stadt Venedig und der Stadtverwaltung aus", twitterte Außenminister Antonio Tajani. Staatschef Sergio Mattarella telefonierte mit Bürgermeister Brugnaro und kondolierte den Familien der Opfer. Auch EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen trauerte um die Opfer.