Zuerst zur Abklärung: die Mass oder die Maß – beide Schreibweisen sind laut Duden zulässig. Wichtiger ist ohnehin seit jeher der Inhalt: Bayern wäre nicht Bayern ohne den XL-Krug Gerstensaft für die ganz Durstigen. Die Maß ist eigentlich eine Schenk-Maßeinheit für Flüssigkeiten, die ursprünglich 1,069 Liter umfasste, sich dann aber auf genau einen Liter einpendelte.

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Von 16. September bis 3. Oktober wird in München am 188. Oktoberfest zünftig geschunkelt, gefeiert, getanzt, getrunken – und mitunter zu knapp Bier eingeschenkt: Im vergangenen Jahr wertete (nicht: trank!) das Münchner Kreisverwaltungsreferat 825 Maß aus – das Ergebnis war gewissermaßen ernüchternd: In gut 31 Prozent war ein "Unterschank" festgestellt worden – was bedeutet, dass der Krug bis weniger als 15 Millimeter unter jenem Eichstrich gefüllt war, der die Menge von einem Liter anzeigt. Kreizsacklzementzefix!

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Auf dem diesjährigen Oktoberfest sollte man zwischen 12,60 Euro und 14,90 Euro für eine Maß parat halten, durchschnittlich 6,12 Prozent mehr als 2022. Gestandene Oktoberfest-Kellnerinnen tragen mit der richtigen Greif- und Klammertechnik in den diversen Zelten bis zu 18 Maß durch die Reihen: Ein voller Bierkrug sollte 2300 Gramm wiegen, was dann in Summe stattliche 41,4 Kilogramm ergibt. Die ranzige Mär vom "schwachen" Geschlecht – einmal mehr klar widerlegt. Man spreche übrigens auf dem Oktoberfest das Wort Maß niemals als lang gezogenes "Maaaß" aus – außer, man will sich in der Sekunde als unbedarfter Tourist outen.

Die Maß ist jenes bayerische Kulturgut, das einem zumeist auch am nächsten Tag noch gut im Schädel erinnerlich bleibt. Die Prozent, die im Bierkrug stecken, bekomme man bei seiner Sparkasse nicht, merkte der Humorist Gerhard Polt einmal anerkennend an. Um die 6 Millionen Besucher kommen im Durchschnitt auf die "Wiesn". Im Rekordjahr 2014 flossen 7,7 Millionen Maß: ein Feuchtbiotop. Die Lustigsten: jene, die es auch ohne Alkohol sind.