Auf dem Stadtfest der katalanischen Stadt Vilafranca del Penedès zeigten sich diese Woche "Castellers" (deutsch "Burgbauer") von ihrer stärksten Seite. Die stadteigene Gruppe "Verds" glänzte in ihren smaragdgrünen Leiberln mit mehreren spektakulären Menschentürmen.
Groß, klein, alt, jung
Beim Bauen von "Castells" ("Burgen") ist jeder und jede gefragt. Die Großen und Starken bilden die Basis, nach oben hin werden die Turmelemente leichter. Und immer mutiger! Die Spitze bilden Vier- bis Sechsjährige, die sich in luftige Höhen von mehreren Metern hocharbeiten. Das Werk ist vollendet, wenn der kleine Mensch einen Arm hebt. Dann wird wieder abgebaut.
Auf Stadtfesten und Treffen kommen Woche für Woche "Colles" ("Gruppen") zusammen, die sich zwar miteinander messen, aber gleichwohl auch unterstützen. Braucht man mehr Leute für das Fundament, helfen die anderen. Aus der Luft ergibt sich daraus ein kontrastreiches Farbenspiel. Auch der Rapper Travis Scott schien von den "Castellers" so angetan, dass er sich im Musikvideo zu seinem neuen Song "Sirens" in einen Turm der "Verds" einreihte.
Intensität eines Barça-Madrid
In Katalonien genießen die Menschenburgen eine solche Beliebtheit, dass die Treffen nicht nur im Fernsehen übertragen, sondern auch mit der Intensität von Fußballspielen kommentiert werden.
Werte über Wettkampf
Doch geht es bei der etwa 200 Jahre alten Tradition um mehr als nur um den größten Turm zu bauen. Es zeigt, dass in einer Gemeinschaft alle gleich wichtig sind und ihren Teil zum Gelingen eines Ziels beitragen können. In einem Volkslied heißt es, die "Castellers" erreichten "mit der Arbeit von Ameisen die Kraft eines Elefanten".
Und Elefanten haben Durst. Nach getaner Arbeit liegt man sich in den Armen und trinkt ein Glas Wein. Oder wie im Sektanbaugebiet Penedès, in dem Vilafranca liegt, vielleicht auch eine Flasche Cava.