Trotz des Einsatzes von hunderten Feuerwehrleuten ist ein Großbrand im geschützten Wald des ostgriechischen Nationalparks Dadia weiter "außer Kontrolle". Nach Angaben örtlicher Feuerwehrleute erstreckten sich die Feuer am Montag über fast zehn Kilometer.

Nach Angaben der Behörden waren 475 Feuerwehrleute im Einsatz - auch mit sechs Löschflugzeugen und vier Hubschraubern. Außerdem wurde aus Mittelgriechenland ein Spezialfahrzeug in die Region transportiert, wie der Nachrichtensender Skai zeigte: ein zum Löschen umgebauter Leopard-Panzer mit einer Kapazität für 15.000 Liter Löschwasser.

Das Gerät verfügt überdies über eine Schaufel für unwegsames Gelände und eine Rettungskammer für zehn Menschen. In der Region wehten auch am Dienstag weiterhin mittelstarke Winde, die die Flammen vielerorts wieder anfachten. Derweil ist dem Nachrichtensender ERTNews zufolge der Entschädigungsprozess für betroffene Anrainer angelaufen.

Krisensitzung am Dienstag

Auch am Gebirge Parnitha nordwestlich von Athen sowie auf den Inseln Andros und Euböa brennt es weiter. Bei einer Krisensitzung unter Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis sollte im Laufe des Tages über die Brandbekämpfung und Wiederaufforstung der Region gesprochen werden. Auch im griechischen Parlament wird die Handhabung der schweren Brände am kommenden Donnerstag Thema sein.

Für viele Teile Griechenlands wurde die Waldbrandgefahr am Dienstag vom Zivilschutz weiterhin mit "hoch" angegeben, darunter für weite Teile der Halbinsel Peloponnes, die Region Attika rund um die Hauptstadt Athen, die Kykladeninseln und Kreta. Die Feuerwehr und auch Polizei und Militär patrouillierten in den betreffenden Gegenden am Boden und aus der Luft, um neue Brandherde so früh wie möglich zu entdecken, wie die Tageszeitung "Kathimerini" berichtete.

20 Leichen gefunden

Der Brand war am 19. August in der nördlichen Region Evros, nahe der Hafenstadt Alexandroupoli und der Grenze zur Türkei, ausgebrochen. Für mehrere Dörfer in dem Gebiet hatte der Zivilschutz Evakuierungen angeordnet. Zudem wurden die Leichen von 20 mutmaßlichen illegalen Migranten gefunden.

Das Europäische Erdbeobachtungsprogramm Copernicus schätzt, dass schon bis Sonntag bereits 77.000 Hektar von den Flammen verwüstet wurden. Am Montag besuchten drei Minister Alexandroupoli, um sich selbst ein Bild von dem Ausmaß der Schäden zu machen.

Dadia-Nationalpark massiv betroffen

Besonders verheerend sind die Verwüstungen im Nationalpark Dadia, einem wichtigen Lebensraum sowie Winterquartier für Raubvögel. Für die örtliche Tourismusbranche, die Forstwirtschaft und für Bienenzüchter ist der Wald eine wichtige Einnahmequelle. Nach Angaben von Experten ist die Vegetation in dem Nationalpark oftmals so dicht, dass die Flammen oftmals nicht zu sehen sind und das Löschwasser die Bodenfeuer nicht erreicht.

Nach ersten Schätzungen sind den schweren Waldbränden schon tausende Schafe und Ziegen zum Opfer gefallen. "Wir sind am Boden zerstört, wir zählen bereits mehr als 4.000 verbrannte Ziegen und Schafe, viele weitere Tiere werden noch vermisst", sagte der Präsident des Viehzüchterverbands der Hafenstadt Alexandroupolis, Kostas Dounakis, am Montag dem TV-Sender ANT1. Auch mindestens 50 Stallungen seien verbrannt, dazu Lagerhallen mit Futtermitteln.

Dounakis forderte schnelle finanzielle Hilfen des Staates, zumal auch Weideflächen verbrannt seien und die Tiere nichts zu fressen hätten. Außerdem warnte er vor dem kommenden Winter: Wegen den großen verbrannten Flächen werde es voraussichtlich zu schweren Überschwemmungen kommen, sobald starker Regen einsetze.