Bei einer Reihe von Explosionen in einer Autogastankstelle im südrumänischen Crevedia unweit von Bukarest sind am Samstagabend zwei Menschen ums Leben gekommen und weitere 56 zum Teil schwer verletzt worden. Die meisten Verletzten, insgesamt 43, sind Feuerwehrleute und Polizisten, die während ihres Großeinsatzes von der Explosion eines LPG-Tanklasters erfasst wurden.
Hilfe in Österreich
Rumänien bat um Hilfe bei der Behandlung von Verletzten mit schweren Verbrennungen, drei der Opfer befanden sich auf dem Weg nach Österreich. Ein für Patiententransporte ausgelegtes Flugzeug der rumänischen Luftwaffe hob am Sonntag um 16.00 Uhr OESZ vom Bukarester Flughafen Otopeni ab, nach Angaben des Chefs des rumänischen Katastrophenschutzes, Raed Arafat, ist eine weitere Behandlung in Wien und Graz vorgesehen.
Löschroboter eingesetzt
Den Angaben zufolge eilten die Einsatzkräfte zur Tankstelle, um den Brand der ersten Explosion zu löschen. Daraufhin ereignete sich eine zweite Explosion, bei der 39 Feuerwehrleute verletzt wurden. Auch zwei Polizisten und zwei Gendarmen wurden verletzt. Menschen innerhalb eines 700-Meter-Radius mussten evakuiert werden.
Katastrophenschutzchef Raed Arafat zufolge wäre die Zahl der Verletzten wohl noch höher ausgefallen, wenn die Bukarester Feuerwehr bei dem wegen mehrerer LPG-Tanklaster vor Ort äußerst schwierigen Löscheinsatz nicht Löschroboter eingesetzt hätte. Feuerwehrleute und Polizisten seien nämlich von der Druckwelle der zweiten Explosion erfasst worden, obwohl sie sich in mehr als 100 Metern Entfernung aufhielten.
Behandlungen im Ausland
Bei den Toten handelt es sich den Behörden zufolge um ein Paar. Der Mann habe einen Herzinfarkt erlitten, die Frau sei nach schweren Verbrennungen gestorben. Zwei verletzte Feuerwehrleute und zwei verletzte Zivilisten wurden den Behörden zufolge ins Ausland zur Behandlung verlegt, weitere sollten folgen. Nach Angaben des rumänischen Verteidigungsministeriums wurden die vier Verletzten nach Italien und Belgien gebracht.
Über das Katastrophenschutzverfahren der EU habe Rumänien um Hilfe bei der Behandlung von 18 Menschen mit schweren Verbrennungen gebeten, erklärte der für humanitäre Hilfe und Krisenschutz zuständige EU-Kommissar Janez Lenarcic im Onlinedienst X (vormals Twitter). Seinen Angaben zufolge boten Deutschland, Österreich und Norwegen Unterstützung an.
Untersuchungen eingeleitet
Die Unglücksursache war zunächst unklar, die Staatsanwaltschaft leitete eine Untersuchung ein. Behördenangaben zufolge war die Tankstelle nicht in Betrieb und hatte keine Betriebserlaubnis. Der rumänische Präsident Klaus Johannis bezeichnete den Vorfall im Onlinedienst Facebook als "Tragödie".
In dem EU-Mitgliedsland Rumänien gibt es immer wieder Kritik an der unzureichenden behördlichen Kontrolle von Sicherheitsstandards. Im Jahr 2015 brach in einem Bukarester Nachtklub ein Feuer aus, nachdem Feuerwerkskörper gezündet worden waren. Damals kamen 64 Menschen ums Leben.
Brandopfer ausgeflogen
Regierungschef Marcel Ciolacu (Postkommunisten/PSD) teilte am späten Samstagabend mit, dass Rumänien für die rund ein Dutzend Schwerbrandverletzten den Zivilschutzmechanismus der EU aktiviert habe. Hilfe boten bis dato neben Italien und Belgien, wohin die ersten Brandopfer bereits in der Nacht auf Sonntag ausgeflogen wurden, auch Österreich, Deutschland, Norwegen und Bulgarien an. Zahllose Bukarester beeilten sich am Sonntagmorgen, einem Appell der Notkrankenhäuser Folge zu leisten und Blut zu spenden.
Die Generalstaatsanwaltschaft schaltete sich wegen der Brandkatastrophe umgehend ein und ermittelt zurzeit auf Hochtouren. Ersten Erkenntnissen zufolge war die vom Sohn eines PSD-Kommunalpolitikers betriebene Autogas-Tankstelle zwar seit 2020 stillgelegt, scheint dem Eigentümer jedoch als eine Art Parkplatz für LPG-Tanklaster gedient zu haben. Wie die rumänischen Medien am Sonntag unter Berufung auf Einwohner von Crevedia berichteten, sollen sich zwei Beschäftigte der Tankstelle kurz vor der ersten Explosion an einem der LPG-Tanklaster zu schaffen gemacht haben.