Der russische Söldnerführer Jewgeni Prigoschin soll zwei Monate nach seiner rätselhaften Meuterei beim Absturz eines Flugzeugs in Russland getötet worden sein. Prigoschins Name stehe auf der Passagierliste, teilte laut russischen Agenturen die Luftfahrtbehörde Rosawiazija am Mittwoch mit. Alle zehn Personen an Bord seien vorläufigen Informationen zufolge ums Leben gekommen, teilte der russische Zivilschutz mit. Am späten Abend meldete die russischen Behörden, der Wagner-Chef war an Bord des abgestürzten Flugzeugs. Auch der Wagner-Telegram-Kanal "Grey Zone", bestätigte den Tod Prigoschins.
Die Absturzursache war zur Stunde noch nicht offiziell bekannt. Wagner-treue Telegram-Kanäle vermuten einen Abschuss der russischen Luftabwehr. Ein Video soll den Absturz von Prigoschin-Flugzeug zeigen:
Die Maschine vom Typ Embraer Legacy sollte von Moskau nach St. Petersburg fliegen, wo Prigoschins Firmen ihren Sitz haben. Sie stürzte demnach im Gebiet Twer bei dem Ort Kuschenkino mehr als 200 Kilometer von Moskau entfernt ab. An Bord waren drei Mann Besatzung.
Politikwissenschafter in ZiB 2
Ein Leben im Krieg
Als Chef der gefürchtetsten Privatarmee der Welt war sich der russische Geschäftsmann Jewgeni Prigoschin der Todesgefahr stets bewusst. Ob bei seinen Einsätzen bis zuletzt in Afrika, davor im Krieg in der Ukraine oder auch vor exakt zwei Monaten, als er am 23. Juni den Aufstand gegen Moskaus Militärführung anzettelte und damit scheiterte - dem 62-Jährigen war klar, dass sein Leben schnell zu Ende sein kann.
Zwar beteuerte er nach der gescheiterten Revolte, dass er keinen Machtwechsel geplant habe. Aber Kremlchef Wladimir Putin ist bekannt dafür, Verrat, noch dazu von Freunden, eiskalt zu bestrafen.
Einsatzgebiete der Wagner-Truppen
Wagner-Kämpfer waren in Syrien, anderen arabischen Ländern sowie in Afrika und Lateinamerika im Einsatz, und sind es auch heute noch. Dort liegt eine von vielen Geldquellen: Wagner bietet skrupelloses Personal und Dienstleistungen. Im Gegenzug gibt es Geld und Rohstoffe wie Gold und Diamanten. In Russland verdient Prigoschin Geld mit der Essensversorgung beim Militär, aber auch in Schulen und Kindergärten.
Erst am Montag ist ein Video veröffentlicht worden, das Jewgeni Prigoschin in Afrika zeigen soll. Der rund 40 Sekunden lange Clip, der Prigoschin in Tarnkleidung und mit Gewehr zeigte, sei in einem afrikanischen Land aufgenommen worden, teilte der Wagner-Telegram-Kanal "Grey Zone" mit.
Die Wagner-Gruppe rekrutiert ihre Mitglieder unter Freiwilligen - im Ukraine-Krieg nicht zuletzt unter Häftlingen. Prigoschin lockte Schwerverbrecher mit dem Versprechen, nach halbjährigem Kriegsdienst die Begnadigungsurkunde zu erhalten. 32.000 Ex-Gefangene seien so in Freiheit gekommen. Etwa 10.000 frühere Häftlinge wurden nach Prigoschins Angaben allerdings allein im Kampf um Bachmut getötet. Bei Fluchtversuchen aus den Reihen der Armee soll die Hinrichtung drohen. Für Entsetzen sorgte etwa ein Video, das zeigen soll, wie ein abtrünniger Wagner-Mann mit einem Vorschlaghammer getötet wird.
Kommentatoren meinen stets, dass der Wagner-Chef seine Kritik mit dem Leben bezahlen werde. Wie andere Kritiker Putins zuvor.
Surowikin des Amtes enthoben
Der im Krieg gegen die Ukraine wichtige Chef der russischen Luft- und Raumfahrttruppen, General Sergej Surowikin, wurde untedessen laut Medien am Mittwoch, zwei Monate nach dem Aufstand der Söldnertruppe Wagner, seines Amtes enthoben. Surowikin als einer der wichtigsten Verbündeten von Söldnerchef Jewgeni Prigoschin in der regulären russischen Armee bei dessen Machtkampf mit Verteidigungsminister Sergej Schoigu und Generalstabschef Waleri Gerassimow.