Bei der riskanten Rettungsmission aus der Gondel einer Seilbahn in Pakistan sind am Dienstagabend alle acht Personen - sechs Kinder und zwei Erwachsene - gerettet worden. Zuerst hatte der interimsmäßigen Premierminister Anwaar-ul-Haq Kakar die Rettung aller Kinder auf Twitter (X) berichtet.
Zuvor hatten Spezialkräfte der Armee bereits stundenlang versucht, die Menschen in der Gondel zu retten. Mit Einbruch der Dunkelheit war die Aktion jedoch unterbrochen worden. Am Abend hangelten sich Helfer aus der Region dann nach enger Rücksprache mit dem Militär mit Vorrichtungen an dem Draht zur Gondel vor und befreiten die drei Kinder, wie Videos in den sozialen Medien zeigten. Die Gondel hing während der Aktion nur noch an einem einzigen Stahlseil, nachdem zwei Drähte gerissen waren.
Hunderte Menschen, darunter auch Angehörige, versammelten sich unweit der Unglücksstelle. Die Gondel befindet sich in einer Höhe von mehreren Hundert Metern.
"Härtester Tag in meinem Leben"
Ein Augenzeuge beschrieb den Notfall als härtesten Tag in seinem Leben. "Mütter, Väter und andere Verwandte hatten ihre Augen auf die Gondel gerichtet, die mitten in der Luft schwebte", sagte der Anrainer. Als das erste Kind in Sicherheit gebracht wurde, brachen alle in Freude aus. "Wir hoffen, dass sie alle bald zurückkehren werden", sagte der Mann.
Am Nachmittag (Ortszeit) kreisten noch mehrere Helikopter über der Schlucht in der Provinz Khyber Pakhtunkhwa. Fernsehaufnahmen am Dienstag zeigten, wie sich ein Kommandosoldat aus einem Militärhubschrauber zu der Gondel abseilte. Dabei hing die Seilbahn nur noch an einem Stahlseil, nachdem zwei Drähte am Morgen gerissen waren. Einige Kinder waren auf dem Weg zur Schule.
In weiten Landesteilen verfolgten Bewohner die Rettungsaktion, die als äußerst riskant gilt, im Fernsehen. "Jede kleine Fehlkalkulation kann zu einer Katastrophe führen", sagte der Rettungsbeamte Bilal Faizi der dpa. Sorgen bereiteten den Helfern auch die Wetterbedingungen in den Bergen, die sich schnell ändern können. Auch die Rotorbewegungen des Militärhubschraubers könnten das Stahlseil destabilisieren. Medikamente und Wasser habe ein Soldat den Kindern zu Beginn der Rettungsaktion bereits überreicht.
Bub war auf Weg ins Krankenhaus
Ein 20-Jähriger schilderte dem pakistanischen TV-Sender Geo TV aus der Gondel die dramatischen Stunden. "Wir haben nicht einmal Trinkwasser", klagte der junge Mann. Ein 16-Jähriger mit Herzproblemen sei zusammengebrochen und seit mehreren Stunden ohnmächtig. Der Bub sei morgens auf dem Weg in eine Klinik gewesen. Ob der 16-Jährige zu den zuerst geretteten Menschen gehörte, war zunächst unklar.
Zunächst berichteten pakistanische Medien, die Gondel hänge am Drahtseil in einer Höhe von 900 Metern. Der Katastrophenschutz korrigierte die Zahl später auf etwa 300 Meter herunter. Der Vorfall ereignete sich im Distrikt Battagram an einer tiefen Schlucht.
Der geschäftsführende Premierminister, Anwaarul Haq Kakar, wies die Rettungsbehörden an, alle verfügbaren Ressourcen für den Einsatz zu mobilisieren. Er forderte zudem eine Sicherheitsprüfung privater Seilbahnen im Land.
In den nördlichen Bergregionen Pakistans nutzen täglich viele Bewohner auf dem Weg zur Schule oder zur Arbeit Seilbahnen, etwa um Täler oder Flüsse zu überqueren. Oft sind die Seilbahnen schlecht gewartet. Das Straßennetz ist weniger ausgebaut.