Wegen der Bandengewalt in Haiti sind nach UNO-Angaben innerhalb von vier Tagen rund 5.000 Bewohner aus zwei Vierteln der Hauptstadt Port-au-Prince geflüchtet. Insgesamt gebe es in der Stadt etwa 130.000 Vertriebene, teilte die Internationale Organisation für Migration (IOM) am Mittwoch mit. Vom vergangenen Samstag bis Dienstag trieb Gewalt in den Stadtteilen Carrefour-Feuille und Savanes Pistaches der UNO-Organisation zufolge 4.972 Menschen aus 1.020 Haushalten in die Flucht.
Davon seien 76 Prozent in Notunterkünften untergekommen. Haiti leidet unter Kämpfen zwischen Banden, die nach UNO-Schätzung 80 Prozent der Hauptstadt kontrollieren und die Bevölkerung mit brutaler - auch sexueller - Gewalt terrorisieren. Auch die Zahl der Entführungen ist drastisch gestiegen. Zuletzt kam es zu einer Selbstjustiz-Bewegung der Bewohner gegen die Banden. Die Gewalt verschärft auch die ohnehin schon prekäre Versorgungslage in Haiti. Fast die Hälfte der elf Millionen Bewohner des armen Karibikstaats leidet laut Vereinten Nationen unter akutem Hunger.
Hunger, Armut, mangelnde Hygiene
Nach IOM-Angaben lebt fast die Hälfte der Vertriebenen in Port-au-Prince inzwischen in behelfsmäßigen Unterkünften, wo die hygienischen Verhältnisse extrem schlecht sind. Viele hätten zunächst bei Freunden oder Familie Unterschlupf gesucht; die Fähigkeit der aufnehmenden Gemeinden, ihre knappen Mittel zu teilen, nehme mit Fortdauern der Krise jedoch ab. Landesweit gibt es laut IOM fast 200.000 Vertriebene. Hinzu kämen rund 100.000 Haitianer, die in diesem Jahr aus umliegenden Ländern abgeschoben worden seien.