Der Fund weiterer Toter sei zu befürchten, sagte Hawaiis Gouverneur Josh Green am Samstag (Ortszeit). Die Kleinstadt Lahaina ist besonders hart getroffen, viele Straßenzüge dort sehen aus wie ein Kriegsgebiet.
Kritik an Behörden
Lauter werden Fragen danach, ob die Behörden nicht deutlich besser auf das Unglück hätten reagieren können. "Es gibt keine Transparenz", sagte der hawaiianische Profisurfer Kai Lenny in einem Video auf Instagram. "Die Regierung sagt uns nicht, was passiert, und dadurch weiß keiner, wie wir helfen können." Er selbst habe mit einem Jetski über das Wasser Menschen mit dem Nötigsten versorgt, weil viele Straßen gesperrt seien, sagte Lenny.
Die Katastrophenschutzbehörde FEMA erklärte am Samstag, dass rund ein Dutzend Bundesbehörden mit Hilfsmaßnahmen für die Brandopfer beschäftigt seien. 150 Mitarbeiter, darunter auch Such- und Rettungstrupps, seien bereits auf Maui, weitere seien unterwegs.
Keine Sirenen
Kritik hatte es auch daran gegeben, dass auf Maui zu Beginn keine Warnsirenen zum Einsatz gekommen sein sollen. Zusätzlich erschwert wurden die Rettungsarbeiten dadurch, dass Lahaina im Norden und Süden jeweils nur über eine große Zufahrtsstraße erreichbar ist.
In der Stadt, die vor dem Unglück rund 13:000 Einwohner zählte, hatte es zudem Beschwerden darüber gegeben, dass eine Evakuierung möglicherweise zu spät angeordnet wurde - noch am Donnerstag hatte es laut "New York Times" auf Facebook Meldungen der Behörden gegeben, dass die Feuer unter Kontrolle seien. Später hatte Feuerwehr-Chef Bradford Ventura bei einer Pressekonferenz gesagt, dass sich die Brände überraschend schnell ausgebreitet hätten und dass es zuvor "nahezu unmöglich" gewesen sei, schnell genug Evakuierungen anzuordnen.
Gouverneur Green räumte ein, dass die Notversorgung langsam anlaufe, weil es schwierig sei, von anderen Inseln Material nach Maui zu bringen. Die Lage sei beispiellos verheerend. Er habe eine Untersuchung zu der anfangs schleppenden Reaktion der Behörden angeordnet, sagte Green laut dem Sender CNN. Unterdessen sei die Feuerwehr weiter im Einsatz, um Feuer in verschiedenen Regionen der Insel einzudämmen, teilte die Regierung des Bezirks Maui in der Nacht auf Samstag mit.
Laut aktualisierten Zahlen des Pacific Desaster Center und der US-Katastrophenschutzbehörde FEMA sind in dem Bezirk rund 2.200 Gebäude durch das Feuer beschädigt oder zerstört worden. Erste Schätzungen gehen von rund 5,5 Milliarden Dollar (5,0 Milliarden Euro) für den Wiederaufbau dort aus.
Neben den Feuern im Westen Mauis waren in weiteren Regionen der Insel sowie auf der Nachbarinsel Hawaii Anfang der Woche Brände ausgebrochen, die sich wegen starker Winde mit Geschwindigkeiten von bis zu 130 km/h schnell ausgebreitet hatten. Mit einer Fläche von rund 1.900 Quadratkilometern ist die hawaiianische Insel etwa halb so groß wie die spanische Insel Mallorca.
Unterstützung von Promis
Unterdessen riefen US-Prominente wie die Schauspieler Jason Momoa und Jessica Alba zur Unterstützung der Nothilfe und zum Wiederaufbau der Region auf. In die internationale Anteilnahme reihten sich auch der britische König Charles III. und seine Frau, Königin Camilla, ein. Sie äußerten sich "zutiefst entsetzt" über die Lage auf Maui in einem Brief an den US-Präsidenten Joe Biden. "Wir können uns das Ausmaß der Zerstörung, die die Insel erfasst hat, und die herzzerreißende Verzweiflung derjenigen, deren Lebensgrundlage so katastrophal betroffen ist, nur ansatzweise vorstellen", hieß es. Auch der Papst gedachte beim Angelus-Gebet am Sonntag im Vatikan der Opfer der Brände in Hawaii.