Infolge eines russischen Raketenangriffs auf ein Wohnviertel in der Stadt Pokrowsk in der Ostukraine sind offiziellen Angaben zufolge mindestens acht Menschen getötet worden. Darunter seien fünf Zivilisten, teilt der Gouverneur der Region, Pawlo Kyrylenko, mit. Die zweite Rakete sei 40 Minuten nach der ersten in der ukrainisch kontrollierten Stadt nahe der Frontlinie eingeschlagen. Dabei seien Ersthelfer verletzt und getötet worden, berichten Augenzeugen des Einschlags.
Zwei Raketen hätten ein Wohnviertel getroffen, schrieb der ukrainische Innenminister Ihor Klymenko Montagabend auf Telegram. Zuvor hatte der Chef der Militärverwaltung des Gebiets Donezk, Pawlo Kyrylenko, mitgeteilt, dass es in dem beschossenen Viertel auch Hotels, Restaurants und Geschäfte gebe. Dazu veröffentlichte er Fotos, die unter anderem ein völlig zerstörtes Gebäude zeigen. Auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj berichtete über den russischen Angriff und teilte mit, die Rettungsarbeiten dauerten an. "Wir müssen den russischen Terror stoppen", schrieb er.
Agentin festgenommen
Unterdessen gab der ukrainische Geheimdienst SBU die Festnahme einer mutmaßlichen russischen Agentin bekannt. Sie soll versucht haben, Informationen über die Reisepläne des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj sowie militärische Standorte an Russland weiterzugeben, teilte der SBU mit. Die Verdächtige sei in der südukrainischen Hafenstadt Mykolajiw verhaftet worden. Selenskyj hatte die Stadt nach offiziellen Angaben zuletzt am 27. Juli besucht. Auf einem vom Geheimdienst veröffentlichten Foto ist eine dunkelhaarige Frau in einem schwarz-weißen Kleid zu sehen, die von zwei Soldaten umgeben ist. Alle Gesichter auf dem Bild sind verschwommen. Die Frau stamme aus Otschakiw und habe in einem Armeeladen gearbeitet, wo sie Waren an ukrainische Soldaten verkauft habe. Ein Gericht habe ihre Festnahme genehmigt. Im Falle einer Verurteilung drohen ihr bis zu zwölf Jahre Haft.
Weitere US-Waffenhilfe
Die USA wollten am Dienstag weitere Waffenhilfe in Höhe von 200 Millionen Dollar für die Ukraine ankündigen. Die Summe sei eine erste Tranche der 6,2 Milliarden Dollar, die nach einer Überbewertung der ukrainischen Hilfe entdeckt worden seien, sagten zwei Regierungsvertreter der Nachrichtenagentur Reuters. Das Paket umfasst Minenräumgeräte, TOW- und AT4-Panzerabwehrwaffen, Gewehre und Munition, Lockheed Martin-Abfangjäger für das Patriot-System, GMLRS-Raketen (Guided Multiple Launch Rocket System) und Javelin-Panzerabwehrraketen. Die entdeckten Gelder seien der letzte Teil der 25,5 Dollar Presidential Drawdown Authority (PDA), die vom Kongress bewilligt worden sei, erklärten die Beamten. Die Regierung in Washington bereite derzeit einen Antrag auf einen Nachtragshaushalt vor, um die Ukraine weiter zu unterstützen. Im Mai hatte das Pentagon erklärt, es habe den Wert der gelieferten US-Waffen fälschlicherweise zu hoch angesetzt, weil Mitarbeiter bei der Berechnung des Wertes von Munition, Raketen und anderer Ausrüstung den Wiederbeschaffungswert anstelle des abgeschriebenen Wertes angegeben hätten.
Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba bat die USA um ATACMS-Langstreckenraketen. Diesen Wunsch habe er in einem Telefonat mit seinem US-Kollegen Antony Blinken geäußert, teilte Kuleba auf der Plattform Twitter (X) mit. "In unserem Telefonat haben Blinken und ich weitere Schritte zur Ausweitung der globalen Unterstützung für die Friedensformel und Lösungen zur Ausweitung der Getreideexporte besprochen", postete Kuleba. Er habe den USA für die geleistete Unterstützung gedankt und die Notwendigkeit betont, die Langstreckenfähigkeiten der Ukraine durch die Bereitstellung von ATACMS zu verbessern.