Es ist ein Kampf gegen die Wassermassen, der am Sonntag insbesondere im Gebiet der Mur von Einsatzkräften und hunderten Freiwilligen geführt wurde und auch am Montag noch geführt werden muss. Tragische Beispiele dafür bilden die Dörfer Srednja Bistrica und Donja Bistrica. Bereits die Straße zur Murbrücke ist überschwemmt, ebenso der Campingplatz neben der Brücke; das Wasser hat schon fast die Pfeiler erreicht, bei denen sich flussaufwärts Treibgut, insbesondere größere Äste und Bäume verfangen haben. Die Mur ist hier ebenso zum reißenden braunen Strom geworden wie an anderen Orten, etwa bei Bad Radkersburg und Gornja Radgona, Zwillingsstädte, die die Friedensbrücke verbindet. Auf ihr blicken immer wieder Passanten beider Städte mit sichtbar gemischten Gefühlen auf die Wassermassen unter ihren Füßen.
Freiwillige Helfer unermüdlich im Einsatz
Enorm ist in ganz Slowenien der Einsatz freiwilliger Helfer, etwa bei der Rettung und den Feuerwehren. In Donja Bistrica waren den ganzen Tag Freiwillige im Einsatz, die den gelieferten Sand in Säcke packten, um das Dorf zu schützen. Vor der Katastrophe lebten hier etwa 800 Einwohner, nun sind noch etwa 70 geblieben. Einige übernachten auch in einer der Volksschulen im Turnsaal. Sie und die Einsatzkräfte hoffen, dass der kommende Tag ein Sinken auch des Wasserstandes der Mur und damit eine Besserung der Lage mit sich bringen wird.
Orte von der Außenwelt abgeschnitten
Sonntagnachmittag waren noch immer Orte von der Außenwelt abgeschnitten, und die verschiedenen Dienste bemühen sich, die Befahrbarkeit der beschädigten Straßen wiederherzustellen. In einigen Orten sind Gebäude durch Erdrutsche bedroht. Truppen aus den nicht betroffenen Gebieten sind im Einsatz, und Hilfe aus dem Ausland ist auf dem Weg.
In der Gemeinde (S)kofja Loka zum Beispiel war mehr als die Hälfte des Gemeindegebiets betroffen. Über Nacht wurden an verschiedenen Orten neue Lawinen ausgelöst, zum Beispiel in Medvode. Das Dorf Crna na Koro(s)kem ist nicht mehr von der Außenwelt abgeschnitten. Den Einsatzkräften ist es gelungen, eine Not-Makadamstraße einzurichten, die von Geländewagen und Rettungsfahrzeugen befahren werden kann. Evakuierungen und dringend benötigte Lieferungen werden über diese Route abgewickelt.
Slowenien hat am Sonntag auch das Europäische Katastrophenschutzverfahren aktiviert und die Nachbarländer um Hilfe gebeten, erklärte Premierminister Robert Golob in (S)kofja Loka, wo er die vom Hochwasser betroffenen Gebiete besuchte. "Wir sind heute hier, um einen wirksamen Wiederaufbau zu ermöglichen", betonte er.
Gewaltiger Schaden
Der Premierminister sagte am Samstag, dass sich der Schaden auf mehr als 500 Millionen Euro belaufen würde. Unternehmer haben sich am Sonntag dazu ebenfalls zu Wort gemeldet. Die Handwerkskammer gab an, dass kleine Unternehmen und Handwerker einen Schaden von mindestens 250 Mio. EUR erlitten haben, während die Industrie- und Handelskammer Sloweniens schätzt, dass es in den am stärksten betroffenen Regionen kaum eine Betriebsstätte gibt, die nicht beschädigt wurde. Im Fall von Ravne na Koro(s)kem beispielsweise sind schätzungsweise 40 bis 50 % der kleinen Unternehmen von den Überschwemmungen betroffen. Die meisten Industriegebiete in diesen Gebieten, in Prevalje, Meice und Èrna, liegen entlang des Flusses Me, weshalb der Anteil der geschädigten Unternehmen so hoch ist.
Murpegel gefährlich hoch
Doch das Schlimmste steht der Mur noch bevor. In Gornja Radgona wird eine Rekordabflussmenge von 1450 Kubikmetern pro Sekunde gemessen. Hydrologen sagen voraus, dass diese Wassermenge innerhalb von 24 Stunden quer durch Slowenien fließen wird, auch über den beschädigten Teil des Hochwasserdeichs. Am Samstagabend gab ein Teil des Dammes nach, aber der Hubschrauber der slowenischen Streitkräfte konnte ihn bisher wieder instand setzen.
Mehrere Länder haben Slowenien nach dem Unwetter ihre Unterstützung zugesagt. Die Premierminister Polens und des Kosovo, die Präsidenten Albaniens und Islands sowie die Außenminister Frankreichs und der Ukraine haben ihre Solidarität mit Slowenien bekundet. Auch aus dem Ausland treffen Hilfslieferungen ein. Wie das slowenische Rote Kreuz mitteilte, sind Lastwagen mit Lebensmitteln und humanitärer Hilfe aus Polen und Ungarn angereist. Die Caritas Österreich hat finanzielle Hilfe angeboten.