Eisberge sind im Nordatlantik nichts Ungewöhnliches, ungefährlich macht sie das nicht. Im Jahr 1912 stieß der Luxusliner Titanic auf einen von einem grönländischen Gletscher abgebrochenen Eisklotz und lief auf Grund. 1500 Menschen verloren bei der bekanntesten Schiffskatastrophe der Geschichte ihr Leben.
Eisberg-Zahl steigt
"1912 war signifikant, aber nicht extrem", schreiben Wissenschaftler in einer Eisberg-Studie für das Fachmagazin "Weather". 1038 Eisberge wurden südlich der 48-Grad-Marke im Unglücksjahr der Titanic gesichtet, Mitte der 1980er-Jahre waren es doppelt so viel.
Die Gefahr ist nach wie vor aktuell. Höhere Temperaturen in der Arktis führen demnach dazu, dass sich größere Eisbrocken von Gletschern lösen und durch das Meer treiben. Eisschichten, die generell verhindern, dass Eisberge Richtung Süden treiben, schmelzen hingegen immer häufiger. Seit Dienstag befindet sich ein riesiger Eisberg vor der Küste Neufundlands. Anfang des Jahres driftete bereits ein Eisberg in der Größe von London durch den Atlantik.
Beim Drift von Eisbergen spielen mehrere Variablen eine entscheidende Rolle. Demnach haben die Gezeiten-Kräfte Auswirkungen darauf, wie viele Eisberge den Weg in den Süden finden oder nicht. Wissenschaftler vermuten auch einen Zusammenhang mit der Sonnenaktivität. Klar dürfte jedoch sein, dass erhöhte Temperaturen dazu führen, dass die Eisdecke in Grönland schmilzt und dadurch immer häufiger Eisberge von Gletschern abbrechen.
Schiffe nach wie vor in Gefahr
Für die Schifffahrt bleiben Eisberge jedenfalls eine Gefahr. Das Risiko von Kollisionen "wird wahrscheinlich in der Zukunft steigen, statt abzunehmen", warnen Forscher der Royal Meteorological Society. "Eisberge können weiterhin eine Gefahr für die Schifffahrt darstellen, da eine Kollision mit ihnen je nach Größe des Eisberges zu erheblichen Schäden am Schiff führen kann. Auch befindet sich der größte Teil des Eisberges unterhalb der Wasseroberfläche, sodass seine tatsächlichen Ausmaße mitunter schwer zu erfassen sind", sagt Wiebke Aldenhoff vom deutschen Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie.
Bei größerem Wellengang seien kleinere Eisberge oftmals schwer zu erkennen. Für kleinere Schiffe und Boote bestehe zudem eine Gefahr durch das Kentern von Eisbergen, was zu größeren Wellen führen kann. Sichtbehinderungen durch Nebel, Schlechtwetter, Dunkelheit könnten das Erkennen von Eisbergen erschweren. Mittlerweile gibt es jedoch auch technische Unterstützung.
"Der altbewährte Ausguck, Satellitenbilder, örtliche Eisdienste, Radarbilder und die Aufklärung mit Hubschraubern, Drohnen haben die Erkennung von Eisbergen zuletzt einfacher gemacht", sagt Aldenhoff. Dennoch: 2007 mussten Passagiere eines Kreuzfahrtschiffs in der Arktis evakuiert werden, 2011 sank ein russisches Frachtschiff nach einer Kollision mit einem Eisberg. Unsinkbar ist auch in der Gegenwart kein Schiff.