Nach einer längeren Trockenperiode sind am Montag im Großraum der griechischen Hauptstadt Athen mehrere große Wald- und Buschbrände ausgebrochen. Der Zivilschutz ordnete die Evakuierung zahlreicher Einwohner an, betroffen waren Kinder-Sommerlager in mehreren Dörfern im Osten Athens sowie in der Nähe des Badeortes Loutraki im Westen der Hauptstadt. Dort brannten auch Häuser aus, wie das Staatsfernsehen zeigte.
Nach einem verhältnismäßig regnerischen und kühlen Frühjahr sind es die ersten großen Vegetationsbrände in Griechenland dieses Jahr. "Wir kämpfen gegen rund 20 Wald- und Buschbrände, die auch bewohnte Regionen bedrohen", sagte ein Sprecher der Feuerwehr am Montag im Staatsfunk. Dutzende Flugzeuge und Hubschrauber seien im Einsatz. Wegen der starken Rauchbildung wurde die Autobahn auf der Strecke Patras - Athen in Höhe der Stadt Loutraki vorübergehend gesperrt.
Der Zivilschutz hatte bereits am Wochenende gewarnt: Nach mehreren Tagen mit Temperaturen über 40 Grad und einer längeren Trockenperiode setzten am Montag starke Winde ein. Die Brandgefahr sei groß - und wegen des starken Windes auch die potenziell rasende Ausbreitung von Bränden.
Unerträgliche Schwüle
Die nächsten Tage sollen, was die Hitze angeht, noch härter werden. In Griechenland brachte Nordwind unterdessen vorübergehend eine leichte Entspannung. Aber auch die Türkei, Bulgarien und Spanien litten unter der Hitze.
Unerträgliche Schwüle und sengende Temperaturen werden Italien in den kommenden Tagen von Norden bis Süden plagen, warnen Wetterexperten. Auf Sardinien wird mit Höchstwerten von 48 Grad gerechnet. Der Temperaturanstieg sei auf eine Welle heißer Luft zurückzuführen, die direkt aus Afrika kommt, erklärte der Meteorologe Mattia Gussoni. Das afrikanische Hochdruckgebiet wirke wie ein Schutzschild über Italien und verhindere das Eindringen kühlerer Strömungen. Besorgniserregend sei die Situation in Sardiniens Hauptstadt Cagliari und Umgebung. Der Präsident der süditalienischen Adria-Region Apulien, Michele Emiliano, forderte die Landwirte auf, während der heißesten Stunden nicht auf dem Land zu arbeiten.
In Rom suchten erhitzte Touristen die vielen grauen Brunnen, aus denen Trinkwasser fließt – auch "Nasone" genannt wegen der nasenähnlichen Form des Wasserhahns. In der Hauptstadt füllen die Leute dort ihre Flaschen auf, kühlen sich das Gesicht oder lassen ihre Hunde trinken.
In den nächsten drei Tagen werden auch für Südtirol hohe Temperaturen vorhergesagt. Für Bozen und alle Gemeinden des Etschtals wurde die Alarmstufe Rot ausgerufen. In der norditalienischen Stadt Forlì drohten die Gewerkschaften mit Streiks, wenn die Gesundheit der Arbeiter, die acht Stunden im Freien oder in Hallen ohne Klimaanlage verbringen müssen, nicht geschützt werde.
Abkühlung erst Ende der Woche
Die Schwüle wird die Menschen noch mindestens bis Mittwoch schwer belasten. Eine Atempause von der Hitzewelle wird im Norden zwischen Donnerstag und Freitag erwartet. Dann sollen einige Gewitter für Abkühlung sorgen.
Griechenland zeigte unterdessen, wie relativ Abkühlung sein kann. Wie das nationale Wetteramt am Sonntag mitteilte, sollen die Thermometer um die Mittagszeit in Athen 36 Grad zeigen. Am Samstag waren für die Ferieninsel Kreta im Südwesten Griechenlands rekordverdächtige Temperaturen von 44,2 Grad gemessen worden.
Archäologische Stätten bleiben zu
Am Sonntag werden am dritten Tag in Folge zahlreiche archäologische Stätten im Land zwischen 11.30 Uhr und 17.30 Uhr geschlossen bleiben. Auf der Akropolis von Athen herrschen in diesen Stunden unerträgliche Temperaturen. Die Sonnenstrahlen kommen nicht nur von oben – sie werden zusätzlich auf den Felsen und dem Marmor der Tempel widergespiegelt, sagen Meteorologen. Zahlreiche Besucher hatten in den vergangenen Tagen leichte Hitzschläge erlitten. Ärzte rieten den Menschen und vor allem Touristen, viel Wasser zu trinken und starke körperliche Anstrengungen zu vermeiden.
In Spanien stöhnten Einheimische und Touristen gleichermaßen unter der Hitze. Kaum war die zweite offizielle Hitzewelle des diesjährigen Sommers am Donnerstag nach vier Tagen wieder abgeebbt, kündigte der nationale Wetterdienst Aemet eine neue Hitzeperiode an. Zwischen Montag und Mittwoch werde es Temperaturen von 42 bis 44 Grad geben, hieß es. Aemet rief für Teile Andalusiens im Süden Spaniens ab Montag die höchste Alarmstufe aus. Aber auch in anderen Regionen des Landes, zum Beispiel in Madrid, soll die 40-Grad-Marke erreicht oder übertroffen werden. Ein Waldbrand hat auf der zu Spanien gehörenden Kanareninsel La Palma innerhalb eines Tages eine Fläche zerstört, die rund 6500 Fußballfeldern entspricht.
Geringe Luftfeuchtigkeit
Aemet warnte, dass die oft von geringer Luftfeuchtigkeit begleitete Hitze das Risiko von Waldbränden "in die Höhe schießen" lasse. Auf der Kanareninsel La Palma kämpfte man am Sonntag gegen ein Feuer, das innerhalb eines einzigen Tages knapp 4700 Hektar zerstört hatte. Das entspricht grob rund 6500 Fußballfeldern. Mehr als 4000 Menschen mussten in Sicherheit gebracht werden.
Auch in Bulgarien gab es am Wochenende kurze Entspannung – die Temperaturen stiegen kaum über 40 Grad Celsius. In der Hauptstadt Sofia waren es 34 Grad. Glühende Hitze wird das Balkanland Meteorologen zufolge jedoch ab Montag wieder fest im Griff halten. Die 40-Grad-Marke soll dann geknackt werden – etwa in der Donaustadt Russe und in Sandanski nahe der griechischen Grenze. Der beunruhigende Trend für die kommenden zwei Wochen sei, dass die extreme Hitze kaum nachlassen werde, hieß es. Schon jetzt warnt die Feuerwehr vor Wald- und Flächenbränden.
Wasservorräte in Istanbul schrumpfen
In der Türkei warnte der Wetterdienst vor extremer Hitze in den kommenden Tagen. In der Urlaubsregion Antalya würden etwa Temperaturen von mehr als 40 Grad erwartet. Auch in den im Februar von Erdbeben zerstörten Regionen in der Südtürkei bleibt es extrem heiß. Der Wetterdienst mahnte vor allem ältere Menschen und Kinder, zwischen 11.00 und 16.00 Uhr besonders vorsichtig zu sein.
In der Millionenmetropole Istanbul schrumpften inzwischen die Wasservorräte. Die Speicherseen der Stadt seien nur noch zu 41 Prozent gefüllt, teilte die zuständige Behörde mit. Das sei der niedrigste Stand um diese Jahreszeit seit neun Jahren.