Die Sonne scheint derzeit gnadenlos auf Europa. Der Kontinent erhitzt sich, überall purzeln die Hitzerekorde. Einige Länder müssen zu drastischen Einschränkungen greifen, um ihre Bewohnerinnen und Bewohner zu schützen. Laut der Europäischen Raumfahrtorganisation (ESA) könnten an diesem Wochenende die höchsten je gemessenen Temperaturen in Europa am Thermometer aufscheinen. Die ESA geht von bis zu 48 Grad auf Sizilien aus.
Kinder und Alte besonders gefährdet
Bereits am Mittwoch wurde auf Sardinien und in der Region Apulien die 40-Grad-Marke überschritten. Die Gesundheitsbehörden riefen die höchste Hitzewarnstufe aus. Die Hitzewelle "Cerberus", benannt nach dem Höllenhund der griechischen Mythologie, lässt Europa schwitzen. Entspannung wird vorerst nicht erwartet – im Gegenteil. Anfang nächster Woche soll das Hochdruckgebiet seine maximale Hitze erreichen – mit Temperaturen von über 40 Grad etwa in Rom, Florenz und Bologna.
Ähnlich heiß ist es derzeit in Griechenland. Wie die Meteorologiebehörde mitteilte, werden vor allem in Mittelgriechenland Werte von bis zu 44 Grad erwartet. Bereits in der Nacht auf Freitag blieben die Temperaturen über 30 Grad. Griechische Ärzte schlagen daher Alarm und warnen davor, dass sich der Körper bei derart hohen Temperaturen nicht erholen kann. Auf ältere Menschen sowie Kranke und Kleinkinder müsse nun besonders geachtet werden.
Pizzaboten dürfen erst ab 17 Uhr arbeiten
Das Arbeitsministerium reagierte bereits und ordnete an, dass Pizzaboten und andere Lieferanten erst nach 17 Uhr mit ihrer Arbeit beginnen dürfen. Das Rote Kreuz hat zudem begonnen, am Fuße der Akropolis Wasserflaschen für die Besucherinnen und Besucher auszuteilen. Von 12 bis 17 Uhr wurde das Wahrzeichen zum Schutz der Touristen und Angestellten sogar geschlossen.
Besonders dramatisch ist die Lage in der Südosttürkei, wo aufgrund des Erdbebens im Februar noch immer viele Menschen in Notunterkünften leben müssen. Hier soll die 40-Grad-Marke nun auch immer öfter gesprengt werden. Das gilt auch für die Urlaubsregion Antalya. In Spanien melden die Behörden zudem eine Rekorddürreperiode, die in dieser Intensität seit 1000 Jahren nicht mehr stattgefunden hat.
Drastische Folgen für Landwirtschaft
Auf Landwirtschaft und Viehzucht wirkt sich die Trockenheit zunehmend aus. Manche Betriebe stehen vor dem Ruin. "Gegen Ende Mai und im Juni hatten wir leichte Regenfälle, die der Landwirtschaft zugutekamen und das Risiko von Waldbränden verringerten", so Sarai Sarroca, Direktorin der katalanischen Wetterbehörde, gegenüber "Bloomberg".
Laut dem Magazin "Bloomberg" sind nun auch Stauseen immer mehr in Gefahr. Aktuell liege der Pegelstand bei nur rund 30 Prozent. Das liege weit unter dem spanischen Durchschnitt von 47,5 Prozent. In der vergangenen Dekade waren es noch durchschnittlich 68 Prozent gewesen. Auch vor den USA macht die Hitzewelle nicht Halt.
Für mindestens 93 Millionen Menschen im Land gelte eine Warnung vor übermäßiger Hitze, teilte der US-Wetterdienst am Freitag mit. "Dies ist das Ergebnis eines Hochdruckrückens über dem Südwesten der USA, der sich der sich im Laufe des Wochenendes verstärken wird", hieß es. Rekordtemperaturen seien zu erwarten.
In einigen Regionen im Süden der US-Bundesstaaten Kalifornien, Nevada und Arizona wurden für das Wochenende bis zu knapp 49 Grad vorhergesagt. Weiter östlich in Texas, Louisiana oder Mississippi müsse mit schwüler Hitze von bis zu 46 Grad gerechnet werden. Auch die morgendlichen Tiefstwerte dürften "außergewöhnlich" warm sein, so der Wetterdienst. Gleichzeitig sagten die Meteorologen heftigen Regen für den Nordosten des Landes voraus. Im Bundesstaat Vermont gab es Anfang der Woche bereits Überschwemmungen.
Eine Änderung der äußerst angespannten Lage ist nicht in Sicht.