2023 sollte der Fremdenverkehr in Italien boomen. Bei der im Frühjahr stattgefundenen Internationalen Touristenmesse BIT in Mailand wurden für heuer Rekordzahlen vorhergesagt. Die Prognose traf bislang nicht zu. In der Region Venetien wurde zuletzt über "leere" Strände berichtet, am Lago Maggiore schätzt man den Fremdenverkehrs-Rückgang auf 30 Prozent. Einzig bei großen Events, wie etwa Konzerte am Domplatz von Mailand, werden hohe Besucherzahlen verzeichnet. Restaurants und Hotels sind aber auch hier nicht ausgebucht.
Eine Trendwende ist derzeit nicht in Sicht. "Es sind vor allem italienische Touristen, die ausbleiben", wird beim Hotelfachverband Federalberghi bestätigt. So sei auch die Anzahl der Italien-Reisenden nach Österreich im Jahresvergleich zurückgegangen, heißt es bei der österreichischen Fremdenverkehrswerbung in Mailand.
Preissteigerung bei Pizza, Eis und Hotels
Ausschlaggebend für den Rückgang sind zweifellos die Preise. "Ein Zweiwochen-Urlaub pro Familie kostet heuer bis zu 800 Euro mehr als im Vorjahr", beziffert der Verbraucherschutzverband Federconsumatori die Verteuerungen. Der Verband verhandelt derzeit mit den Fluggesellschaften über Preissenkungen. Denn die Tarife für Flugtickets wurden im Jahresvergleich nahezu verdoppelt, obwohl der Benzinpreis gleichzeitig gesunken ist. Die Preise für einen "Platz am Strand" sind im Schnitt um 17 Prozent, jene für Hotels und Restaurants ebenfalls zweistellig gestiegen. Überdurchschnittliche Preissteigerungen werden bei Pizza und Schleckeis verzeichnet, kritisiert der Verbraucherschutzverband die Verteuerungen im Bereich der Massen-Konsummittel.
Auch Streiks legen Fremdenverkehr lahm
Aber nicht nur die Preise bremsen derzeit den Fremdenverkehr. Anhaltende Streiks irritieren die Touristen und tragen zu deren Verunsicherung bei. Am 13. Juli wird der landesweite Bahnverkehr lahmgelegt. Am Samstag, dem 15. Juli, wird an den Airports gestreikt. Hinzu kommt noch die Hitzewelle. Temperaturen bis zu 40 Grad in den ersten zehn Juli-Tagen haben vor allem dem Kultur-Tourismus zugesetzt. Italiens Kultstätten wie etwa Florenz oder Venedig sind die Leidtragenden. Inzwischen hat Venedig die Einführung der für Tagesbesucher im Sommer 2023 vorgesehenen Kurtaxe auf 2024 verschoben.
Thesy Kness-Bastaroli (Mailand)