Japans Plan zur Entsorgung gefilterten Kühlwassers aus der Atomruine Fukushima im Meer entspricht nach Einschätzung der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) internationalen Standards. Das sagte IAEA-Chef Rafael Grossi am Dienstag in Tokio vor Journalisten. Die geplante Freisetzung des Wassers würde "vernachlässigbare" Auswirkungen auf die Umwelt haben, sagte Grossi und nannte das Meerwasser, Fische und Sedimente.
Reaktor-Katastrophe vor zwölf Jahren
Er hatte kurz zuvor Japans Regierungschef Fumio Kishida den Abschlussbericht seiner Behörde zu den Plänen zur Verklappung des belasteten Wassers überreicht. Die japanische Regierung will zunächst die Bewertung ihrer Entsorgungspläne durch die IAEA studieren, bevor sie eine endgültige Entscheidung über den Zeitpunkt der Wassereinleitung ins Meer trifft. Sie will mit der Entsorgung im Pazifik noch diesen Sommer beginnen.
Im AKW Fukushima Daiichi war es am 11. März 2011 infolge eines schweren Erdbebens und riesigen Tsunamis zu einem Super-GAU mit Kernschmelzen gekommen. Mehr als zwölf Jahre danach müssen die zerstörten Reaktoren weiter mit Wasser gekühlt werden. Durch einsickerndes Regen- und Grundwasser nimmt die Menge verstrahlten Wassers täglich zu. In rund 1000 Tanks lagern inzwischen mehr als 1,3 Millionen Tonnen davon. Doch nun geht laut dem Betreiber Tepco der Platz aus. Das Wasser soll daher durch einen rund einen Kilometer ins Meer ragenden Tunnel gefiltert und verdünnt verklappt werden.
Das technische System ALPS kann allerdings das radioaktive Isotop Tritium nicht herausfiltern. Nach Darstellung von Tepco und auch der IAEA besteht dennoch keine Gefahr, da das Wasser verdünnt werde und Tritium in geringen Mengen unschädlich für Mensch und Umwelt sei. Fachleute verweisen darauf, dass Atomkraftwerke in aller Welt schon seit Jahrzehnten routinemäßig belastetes Kühlwasser ins Meer ableiten.
Scharfe Kritik von Fischern
Gegen Japans Entsorgungspläne regt sich jedoch weiter Widerstand örtlicher Fischer, die Reputationsschäden und Umsatzeinbußen befürchten. Auch in Ländern wie Südkorea, China und Neuseeland gibt es Sorgen über mögliche Umweltschäden durch die Verklappung.
China wies die billigende Einschätzung der IAEA umgehend zurück. Außenamtssprecherin Mao Ning sagte am Dienstag vor Journalisten in Peking, der Bericht der IAEA erlaube Japan nicht die Einleitung des Wassers. Auch werde damit nicht bewiesen, dass die Verklappung die sicherste und verlässlichste Option sei.
Die Sprecherin äußerte sich sogar noch vor der Vorlage des Berichts durch IAEA-Chef Grossi in Tokio, wonach die japanischen Pläne internationalen Standards entsprechen. Die chinesische Sprecherin forderte Japan auf, kein Kühlwasser aus Fukushima in den Ozean einzuleiten, andere Pläne zu studieren, die Entsorgung "auf wissenschaftliche und sichere Weise" vorzunehmen und dabei strenge internationale Überwachung zu akzeptieren.
Japan habe die Untersuchungen der IAEA von Anfang an beschränkt, indem keine anderen Entsorgungspläne studiert werden sollten, meinte die Sprecherin. Der Bericht könne nicht die Rechtmäßigkeit des Vorhabens beweisen.
Auch Südkorea fürchtet, dass die Verklappung negative Folgen für die Meeresumwelt und auf die Gesundheit der Menschen haben wird. Die Regierung in Seoul betonte bisher, am Importverbot für Fischereierzeugnisse aus Japan so lange festhalten zu wollen, bis die Besorgnis der Menschen wegen der Ableitung kontaminierten Wassers ausgeräumt werden könne. Grossi reist am Freitag nach Seoul.