Mobbing ist in Brasilien zuletzt zum Politikum geworden. Im Bundesstaat Mato Grosso hat man sich entschlossen, der systematischen Hänselei den Kampf anzusagen. Aber nicht mit Aufklärungskampagnen oder finanziellen Unterstützungen für psychische Hilfe, sondern mit Gratis-Schönheitsoperationen für Betroffene.
Mobbing als strukturelles Problem
Rund 40 Prozent der Schülerinnen und Schüler gaben bei einer Befragung an, dass sie unter Mobbing leiden. Ein Viertel der Befragten bezeichnete ihr Leben gar als "nicht mehr lebenswert", nachdem sie gemobbt wurden.
Als Reaktion auf die dramatischen Entwicklungen kündigte Eduardo Riedel, dem Gouverneur von Mato Grosso gratis Schönheit-OPs für Betroffene an. Diese sollen nun ihr Selbstvertrauen wieder stärken. Die Politik erhofft sich dadurch, die Zahl der Schulabbrecher in der Region zu senken. 2022 gab es laut offiziellen Zahlen über 150 Fälle von "Einschüchterung aus ästhetischen Gründen".
Schönheit-OPs in Brasilien beliebt
Im Volk kommt die Aktion gut an. Kein Wunder: in Brasilien werden nach den USA am zweitmeisten Schönheits-OPs weltweit durchgeführt. So waren es 2021 1,6 Millionen chirurgische Eingriffe in Brasilien. Das entspricht knapp zwölf Prozent aller Schönheits-OPs weltweit.
Kritiker des brasilianischen Weges merken an, dass nun auch Kinder unters Messer gezwungen werden, die eigentlich zufrieden mit ihrem Aussehen sind. Mobber würden sich als Reaktion wohl nur ein neues Opfer suchen. Nachhaltig ist die Lösung demnach nicht.