Knapp 50 Attacken von Orcawalen auf Schiffe und Segelboote hat es in diesem Jahr in Südspanien und Portugal schon gegeben. Dabei ist das Vorgehen der bis zu acht Meter großen Säuger immer gleich: Die Wale versuchen, das Ruder von den Booten abzumontieren, und verursachen dabei teilweise beträchtliche Lecks. 

Tiere könnten von Lärm gestört sein

Zehn Boote mussten in diesem Jahr abgeschleppt werden, drei sind gesunken. Menschen kamen dabei noch nicht zu Schaden, da bisher immer rechtzeitig die Seenotrettung kontaktiert werden konnte.

Dass ausgerechnet die beliebten Urlaubsregionen zum Hotspot der Walübergriffe wird, wundert Gerhard Herndl vom Institut für Meeresbiologe an der Uni Wien nicht. "Dort ist der Unterwasserlärm besonders groß", so der Wissenschaftler gegenüber Ö 1. Die Kommunikation der Tiere sei durch die lauten Schiffe gestört. Herndl gibt jedoch zu bedenken, dass auch Segelboote, die keinen Motorenlärm in die See übertragen, attackiert werden.

Betroffene sollten Ruhe bewahren

Eine andere Vermutung besagt, dass Orcas ihren Jungen das Jagen von Thunfischen beibringen wollen. Denn auch dabei würden die Tiere ihrer Beute zunächst die Flosse abbeißen und sie dadurch bewegungsunfähig machen.

Die dritte Theorie, die in der Wissenschaft derzeit diskutiert wird, klingt simpel, dürfte jedoch die wahrscheinlichste sein – nämlich: Die Tiere wollen einfach nur spielen. "Wenn ein Orca ein Ruder beißt und damit spielt und die anderen das sehen, ahmen sie dieses Verhalten einfach nach", sagt Herndl. Für diese Theorie spricht, dass bisher nur eine kleine Gruppe von 35 bis 60 Tieren Boote attackierte.

Ein von einem Orca versenktes Segelboot
Ein von einem Orca versenktes Segelboot © APA/AFP/JORGE GUERRERO

Sollten Urlauber in diesem Sommer in solch eine Situation geraten und wenig Lust haben, zum Spielball der Orcas zu werden, haben Experten einige Tipps. "Man sollte möglichst unauffällig bleiben, nicht an Bord hektisch herumlaufen, den Motor abstellen und den Seenotruf kontaktieren", sagt Ulrich Karlowski von der Deutschen Stiftung Meeresschutz. Zu spaßen sei mit Orcas jedenfalls nicht. Ende Juni des Vorjahres tötete ein Orcapärchen einen weißen Hai.