Vier Personen - zwei Männer und zwei Frauen - sind nach dem Kentern eines Ausflugsschiffs auf dem Lago Maggiore in Norditalien ums Leben gekommen. Weitere 21 Insassen konnten nach Feuerwehrangaben gerettet werden, nachdem das Schiff auf der Höhe des Ortes Lisanza am südlichen Ende des Sees gekentert war. Bei den Todesopfern handelt es sich um einen 50-jährigen Israeli, um ein italienisches Ehepaar und um eine Russin, die Partnerin des Kapitäns.
Den Berichten zufolge waren auf dem offenbar nur für 15 Personen zugelassenen Hausboot zum Zeitpunkt des Unfalls bis zu 25 Menschen – 20 davon „italienische und israelische Agenten“, berichtet die italienische Zeitung „La Repubblica“. Der Zeitung zufolge seien zehn Personen am Montag per Militärflug nach Israel zurückgekehrt. Die Überlebenden hatten es offenbar eilig, den Ort des Geschehens schnellstmöglich zu verlassen. Geht es nach dem Nachrichtenportal Huffington Post Italia, seien die Betroffenen in der Nacht auf Montag von den zuständigen Behörden noch vernommen worden. Unmittelbar darauf seien sie aber „schnell verschwunden“. Zuvor hatte das Außenministerium ausgeschlossen, dass sich Österreicherinnen und Österreicher unter den Opfern befanden.
Aktive und pensionierte Agenten
Das auf den Namen „Good…uria“ getaufte Boot sei den Huffington-Post-Angaben zufolge von einer Geburtstagsgesellschaft gebucht worden. Die Rettungskräfte hätten bei der Überprüfung der Dokumente und Ausweise der Überlebenden dann allerdings mit Erstaunen festgestellt, dass es sich nicht um klassische Sonntagstouristen, sondern um teils aktive, teils im Ruhestand befindliche Geheimdienstmitarbeiter handle. Der für Italiens Geheimdienste zuständige Staatssekretär Alfredo Mantovano kondolierte den Angehörigen der Opfer.
Einige Boots-Insassen mussten ins Krankenhaus eingeliefert werden, fünf von ihnen wurden verletzt, aber nicht schwer. 14 Passagiere konnten schwimmend das Ufer erreichen, sieben weitere wurden von Rettungskräften gerettet.
Nach Angaben des Präsidenten der Region Lombardei, Attilio Fontana, kenterte das Schiff wegen einer Windhose. Aufschluss über den genauen Unfallhergang erhoffen sich die Ermittlungsbehörden von der „Good…uria“, die geschätzte 15 Meter tief auf den Seegrund gesunken ist. Taucher haben am Dienstag mit den Bergungsarbeiten begonnen. Vermutet wird, dass die vier Toten im sinkenden Boot eingeschlossen waren und sich nicht befreien konnten.
Schwierige nächtliche Suche
Die Such- und Rettungsmaßnahmen wurden die ganze Nacht hindurch fortgesetzt, trotz schwieriger Wetterbedingungen. Am späten Sonntagabend traf auch ein mit Infrarotdetektoren ausgestatteter Hubschrauber der Küstenwache von La Spezia am Einsatzort ein. Mehrere Feuerwehrfahrzeuge waren mit Tauchern und Personal an Ort und Stelle und untersuchten das Ufer in Richtung Lisanza, einem Ortsteil von Sesto Calende, von wo aus das Hausboot ausgelaufen war. Das Boot sank auf 16 Meter Tiefe.
Die Carabinieri sammelten am Montag erste Zeugenaussagen der Überlebenden, um herauszufinden, ob allenfalls menschliches Versagen unfallursächlich war. Offen war, ob der Kapitän des Bootes die schlechten Wetterbedingungen unterschätzt hatte. Der Bürgermeister der Gemeinde Varese am Lago Maggiore, Giovanni Buzzi, sagte, dass es keine Unwetterwarnung gegeben habe.