Mit ganzseitigen Titelbildern des gekrönten Königs Charles III. haben britische Zeitungen die historische Krönungsfeier bejubelt. "König der Welt", schrieb die "Sunday Mail", "Krönungsglanz" das Boulevardblatt "The Sun on Sunday". Die oppositionelle Labour Party kritisierte hingegen das Vorgehen der Londoner Polizei gegen Monarchie-Gegner während der Feierlichkeiten am Samstag. Für Sonntag waren Straßenfeste und ein großes Konzert geplant.
Mehrere Abgeordnete zeigten sich besorgt über die Festnahmen. Der Chef der Organisation Republic, Graham Smith, wurde in der Nacht zum Sonntag nach 16 Stunden aus dem Gewahrsam freigelassen, aber sein Handy beschlagnahmt. Er kritisierte, es gebe in Großbritannien kein Recht mehr auf friedlichen Protest. Die konservative Regierung hatte das Demonstrationsrecht kürzlich erneut verschärft, nun reicht der Polizei ein Verdacht, dass es zu erheblichen Störungen kommen könnte, als Anlass für Festnahmen. Insgesamt hatte die Londoner Polizei während der Feierlichkeiten 52 Menschen festgenommen – nach Angaben von Aktivisten in vielen Fällen ohne Begründung.
Einsatzleiterin Karen Findlay verteidigte das Vorgehen als verhältnismäßig. Hingegen betonte die Labour-Spitzenpolitikerin Jess Philips, "unsere Nation und unser König sind nicht so verletzlich, dass sie nicht harmlose Proteste mit anderen Ansichten hinnehmen können".
Für Aufsehen bei konservativen britischen Medien sorgte auch der Blitzbesuch von Prinz Harry, dem jüngeren Sohn von König Charles, in seiner alten Heimat. Der 38-Jährige sei nach der Krönung noch am Samstagabend (Ortszeit) in Los Angeles gelandet. Ein Grund für die schnelle Rückkehr: Harrys Sohn Prinz Archie feierte ebenfalls am Samstag seinen vierten Geburtstag. Mutter Herzogin Meghan war auch deshalb mit Archie und Lilibet (knapp 2) zu Hause in Kalifornien geblieben.
Harry und Meghan, die ihre royalen Pflichten vor Jahren aufgegeben hatten, haben den Palast im Allgemeinen und Harrys Bruder Prinz William sowie Stiefmutter Königin Camilla im Besonderen wiederholt scharf kritisiert. Der Fünfte der Thronfolge nahm zwar an der Krönung in der Westminster Abbey teil. Er war aber nicht mehr dabei, als die Königsfamilie vom Palast-Balkon den Fans zuwinkte.
In Großbritannien gingen die Krönungsfeierlichkeiten ungeachtet der familiären Streitigkeiten am Sonntag weiter. Unter dem Motto "Coronation Big Lunch" (großes Krönungsessen) waren landesweit Zehntausende Straßenfeste und Tee-Partys zu Ehren des Königspaars geplant. Der jüngste Bruder des Königs, Prinz Edward (59), und seine Frau Herzogin Sophie (58) wollten sich im Ort Cranleigh unter das Volk mischen. Die Töchter von Königsbruder Prinz Andrew, Prinzessin Beatrice (34) und Prinzessin Eugenie (33), wurden im Ort Chalfont St. Giles in der Grafschaft Buckinghamshire erwartet.
"Coronation Quiche" als offizielles Krönungsgericht
Beim Big Lunch treffen sich Menschen im ganzen Land zum gemeinsamen Bankett auf der Straße. Die Straßenfeste werden seit 2009 jährlich gefeiert und sollen die Kontakte zwischen Nachbarn fördern und Einsamkeit bekämpfen. Dabei wird auch für wohltätige Zwecke gesammelt. In diesem Jahr stehen sie ganz im Zeichen der Krönung.
Häufig serviert werden dürfte dabei die "Coronation Quiche". Das Rezept dazu hatte der Palast eigens zur Krönung herausgegeben. Das offizielle Krönungsgericht mit Spinat, Saubohnen und Estragon ist einfach, enthält keine teuren Zutaten und ist vegetarierfreundlich. König Charles knüpft damit an eine Tradition an: Auch schon zur Krönung von Queen Elizabeth II. im Jahr 1953 hatte es ein offizielles Rezept gegeben: Das "Coronation Chicken" gilt heute als Standardgericht in britischen Haushalten.
Am Abend war dann ein spektakuläres Krönungskonzert mit Musikstars auf Schloss Windsor geplant. Dazu werden 20.000 Menschen erwartet. Bei dem von der BBC organisierten "Coronation Concert" sollen unter anderem Katy Perry, Lionel Richie, Andrea Bocelli und die frühere Boyband Take That auftreten. Abgerundet wird das Konzert mit einer Laser-Show und Leucht-Drohnen am Himmel.