"Aufgrund der großen Kälte dieser Tage" verfolgte das Oberhaupt der katholischen Kirche die Prozession am Abend von dem Gästehaus Santa Marta aus, in dem er wohnt. Er schloss sich dem Gebet derjenigen an, die sich mit der Diözese Rom am Kolosseum versammelten, erklärte der Vatikan.
Die Prozession begann um 21.15 Uhr bei Temperaturen nicht über zehn Grad Celsius. Medizinische Ratgeber in seinem Umfeld hatten den Papst seit seiner Entlassung aus der Gemelli-Klinik am Samstag eindringlich zum Verzicht auf die stundenlange Zeremonie am Kolosseum im Freien aufgerufen.
Der Kreuzweg zeichnet das Leid Jesu von seiner Verurteilung bis zu seinem Tod am Kreuz symbolisch nach. Rund 10.000 Menschen versammelten sich um das Kolosseum. Die Zeremonie wurde von dem römischen Vikar Angelo Di Donatis geleitet. Anwesend war auch der römische Bürgermeister Roberto Gualtieri.
Die Texte zu den 14 Kreuzwegstationen wurden von Migranten aus verschiedenen konfliktgeplagten Ländern verfasst, sie kamen unter anderem aus der Ukraine, Nigeria, Irak, Südsudan, Syrien und der Demokratischen Republik Kongo. Die Flüchtlinge trugen das Kreuz von Station zu Station. Bei den Meditationen zu den verschiedenen Stationen des Kreuzwegs wurde auf das Leiden der Christen in einigen Weltregionen hingewiesen. Papst Franziskus hatte am Nachmittag wie geplant vor der Kreuzwegprozession im Petersdom die Karfreitags-Liturgie zelebriert, zum Altar kam er im Rollstuhl.
Franziskus hatte in der vergangenen Woche wegen einer infektiösen Bronchitis drei Nächte im Krankenhaus verbracht. Am Samstag wurde der 86-Jährige aus der Klinik entlassen, einen Tag später leitete er bereits wieder die Palmsonntagsmesse auf dem Petersplatz. Am Gründonnerstag wusch er 12 Insassen einer Jugendstrafanstalt in Rom die Füße.
Bereits am Karfreitag 2005 hatte der damalige Papst Johannes Paul II. aus Gesundheitsgründen nicht an der Prozession am Karfreitag am Kolosseum teilnehmen können. Damals hatte sich der polnische Papst jedoch per Video zugeschaltet. Franziskus verzichtete darauf.