Er hat es anders gemacht als seine Mutter. Am dritten und letzten Tag ihres Deutschlandbesuchs sind der britische König Charles III. und seine Frau Camilla gestern in Hamburg eingetroffen. Es war der wahrscheinlich symbolträchtigste und wichtigste Moment ihrer ganzen Reise, ein übersehbarer Akt der Versöhnung.

Erinnerung an Gomorrha

In Begleitung des deutschen Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier besuchte König Charles das Denkmal "Kindertransport – der letzte Abschied" – erinnert an eine große Rettungsaktion vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs: Von Dezember 1938 bis August 1939 wurden mehr als zehntausend überwiegend jüdische Kinder per Zug und Schiff nach Großbritannien gebracht.

Danach besuchte König Charles das Mahnmal St. Nikolai. Es erinnert an den Zweiten Weltkrieg, die britischen und amerikanischen Luftangriffe auf die Stadt an der Elbe im Jahr 1943. Tagelang regnete es Feuer. Die "Operation Gomorrha" war der bis zu diesem Zeitpunkt schwerste Angriff in der Geschichte des Luftkrieges.

König Charles und Frank-Walter Steinmeier vor dem Mahnmal St. Nikolai
König Charles und Frank-Walter Steinmeier vor dem Mahnmal St. Nikolai © (c) AP (Matthias Schrader)

Eine besondere Beziehung

Hamburg unterscheidet – das kann man schon so sagen – relativ wenig von einer englischen Stadt. Selbst empfinden sich die Hanseaten augenzwinkernd "britischer" als die Engländer. Handelsbeziehungen reichen bis ins späte Mittelalter. Die Beatles spielten in der Hafenstadt ihre ersten Konzerte, lernten den Beat in die Welt zu tragen, ja, selbst das Wetter ist wesensähnlich – der Regen, also die flüssige Sonne, sie dominiert an beiden Orten.

Doch ausgerechnet in den heißen Sommertagen 1943 war von Regen keine Spur. Eine seltene Wetterlage begünstigt den Feuersturm, der von britisch-amerikanischen Kampfbombern entfacht wird. Rund 34.000 Menschen starben im Bombenhagel.

Als wichtige Geste der Aussöhnung kann deshalb der Besuch Charles beim Mahnmal St. Nikolai betrachtet werden. Mehr noch: Der neue britische König gab sich mit einem Routinespaziergang nicht zufrieden, legte in Gedenken der Opfer Kränze nieder. Anders als seine Mutter Elizabeth II. in Dresden. Die mittlerweile verstorbene Queen wurde während ihres Besuchs in der ebenfalls durch alliierte Bomben zerstörte Stadt 1992 mit Eiern beworfen. Die Königin war zuvor nicht aus ihrem Auto gestiegen, um einen Kranz an der wiederaufgebauten Frauenkirche niederzulegen.