China plant einem Medienbericht zufolge angesichts der rapide alternden Gesellschaft eine schrittweise Anhebung des Pensionsantrittsalters. Die Volksrepublik strebe einen "progressiven, flexiblen und differenzierten Weg zur Anhebung des Pensionsantrittsalters" an, wird der Präsident der Chinesischen Akademie für Arbeits- und Sozialversicherungswissenschaften, Jin Weigang, am Dienstag von der staatlichen Zeitung "Global Times" zitiert.

Aber es dürfte nicht so schlimm werden. "Menschen, die sich dem Pensionsalter nähern, müssen den Eintritt in den Ruhestand nur um einige Monate hinauszögern." Junge Leute müssten womöglich einige Jahre länger arbeiten. Aber es werde eine lange Anpassungs- und Übergangszeit geben, sagte der hochrangige Regierungsberater.

"Selbst entscheiden"

China hat bisher noch keine formelle Änderung des Pensionsantrittsalters angekündigt, das zu den niedrigsten in der Welt zählt. Es liegt aktuell bei 60 Jahren für Männer, bei 55 Jahren für weibliche Angestellte in Büro-Berufen und bei 50 Jahren für Frauen, die in Fabriken arbeiten. "Das wichtigste Merkmal der Reform ist, dass die Menschen selbst entscheiden können, wann sie in den Ruhestand gehen wollen, je nach ihren Umständen und Bedingungen", sagte Jin.

Ein-Kind-Politik rächt sich

China ist mit 1,4 Milliarden Einwohnern das bevölkerungsreichste Land der Welt. Die von 1980 bis 2015 geltende Ein-Kind-Politik sorgt nun aber dafür, dass zu wenig Nachwuchs in den Arbeitsmarkt nachrückt. Damit steigt der Druck auf die Pensionskasse. Die Nationale Gesundheitskommission geht davon aus, dass die Zahl der über 60-Jährigen bis zum Jahr 2035 von 280 Millionen auf mehr als 400 Millionen steigen wird – das entspricht der gesamten derzeitigen Bevölkerung Großbritanniens und der USA zusammen.

Zugleich ist die Lebenserwartung in den vergangenen Jahrzehnten mit dem wirtschaftlichen Aufstieg des Landes rapide gewachsen. Lag sie 1960 noch bei 44 Jahren, waren es 2021 bereits 78 Jahre – ein höherer Wert als in den USA. 2050 wird sie Studien zufolge voraussichtlich die Marke von 80 Jahren überschreiten.

Defizit

Derzeit wird jeder Pensionist durch die Beiträge von fünf Arbeitnehmern unterstützt. Das Verhältnis ist nur noch halb so groß wie vor einem Jahrzehnt. Experten zufolge könnte es bis 2030 nur noch 4:1 betragen, 2050 sogar nur noch 2:1. Das derzeitige Pensionssystem ist Demografen und Ökonomen zufolge nicht länger tragfähig, da es sich auf eine schrumpfende Erwerbsbevölkerung stütze, die eine wachsende Zahl von Pensionisten finanzieren müsse. Nach Angaben des Finanzministeriums weisen elf der 31 chinesischen Provinzen ein Defizit im Pensionshaushalt auf. Die staatliche Chinesische Akademie der Wissenschaften geht davon aus, dass dem Pensionssystem bis 2035 das Geld ausgeht.