Wie deutsche Medien am Mittwoch berichten, wurde Luise (12) im deutschen Freudenberg von ihrer besten Freundin (13) erstochen. Sie hatte laut "Bild"-Zeitung bei ihr übernachtet, tags darauf war eine weitere Mitschülerin zu Besuch gekommen. Die drei Mädchen gingen in den nahen Wald, das beobachteten Nachbarn, wo Luise mit 32 Messerstichen getötet worden sein soll. Die Suche nach der Tatwaffe wurde laut den Ermittlern inzwischen eingestellt. Sie gehen von einem "haushaltsüblichen Gegenstand" aus, vermutlich ein kleines Messer. Laut einer Kinder- und Jugendpsychiaterin war die Tötung wohl nicht das Ziel. Danach gingen die beiden wieder zurück zum Haus der besten Freundin, wo die jüngere von ihrem Vater abgeholt wurde.
Anschließend rief die Dreizehnjährige bei Luises Eltern an, um mitzuteilen, dass Luise sich auf den Heimweg gemacht hätte. Luise habe ihr versprochen, sich von zu Hause bei ihr zu melden. Da sie dann nicht wie verabredet angerufen habe, habe sie mehrmals erfolglos versucht, Luise auf dem Handy zu erreichen. Eine Lüge und Schutzbehauptung, wie man jetzt weiß.
Wie die deutsche Bild-Zeitung weiter berichtet, soll Luise vor ihrem Tod von den beiden Mädchen gemobbt und schikaniert worden sein. Sie soll sich daher an "Erwachsene" gewandt haben, offenbar wollte sie diesen Albtraum stoppen. Die Rache der Täterinnen soll daraufhin tödlich geendet haben.
Eltern haben Ort verlassen
Die beiden Mädchen, die in der Nähe von Freudenberg an der Grenze der deutschen Bundesländer Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz die zwölfjährige Luise getötet haben sollen, leben nach der Tat nicht mehr bei ihren Eltern. Zunächst hieß es, die 12- und die 13-Jährige seien als erste Konsequenz vorerst "außerhalb des häuslichen Umfeldes untergebracht". Diese Information wurde inzwischen korrigiert, die Mädchen sollen mit ihren Familien gemeinsam den Ort verlassen haben. "Das ist auch damit verbunden, dass die Kinder nicht ihre bisherigen Schulen besuchen."
Die Mädchen hätten aber weiterhin Kontakt zu ihren Eltern. "Der Kontakt zur Familie ist aufgrund des jungen Alters der Mädchen für die Entwicklung einer gelingenden Unterstützung sehr bedeutsam und wird insofern unterstützt", teilte der Kreis mit. Auch für die beiden Tatverdächtigen handle es sich um eine "ganz außergewöhnliche Situation, die viel Empathie und umsichtiges Agieren erfordert", sagte Kreis-Jugenddezernent Thomas Wüst.
Therapeutisches Heim
Laut dem Kinder- und Jugendpsychiater Helmut Remschmidt kämen in der Regel strafunmündige Täterinnen und Täter zunächst in ein therapeutisches Heim. Dort würden die Vorfälle aufgearbeitet, sie könnten weiter zur Schule gehen. "Dass Täterinnen und Täter einfach so weiterleben, das kommt nicht vor, das wäre auch unmöglich." Zurückkehren in ihren Freundeskreis können die beiden Täterinnen wohl nicht. Es könne gut sein, dass ein Umzug notwendig sei. Gerade in kleineren Gemeinden gerate die Familie sonst schnell unter Beschuss. "Da gibt es keine Anonymität." Ein normaler Alltag sei irgendwann wieder möglich, es seien aber auch Anstrengungen seitens der Gesellschaft nötig, so Remschmidt.
Tötung aus Rache
Die Mädchen hatten gestanden, Luise getötet zu haben. Laut dem Magazin Focus soll das Motiv Rache gewesen sein, Luise soll sich über eines der beiden Mädchen lustig gemacht haben. RTL berichtete außerdem, dass alle drei Kinder eine Klasse besuchten.
Der Notruf von Luises Eltern (Freudenberg, Deutschland) war um 19.45 Uhr am Samstag (11.3.) bei der Polizei eingegangen, nachdem sie von Luises bester Freundin alarmiert worden waren. Dort soll die Zwölfjährige sich am Samstag um 17.30 Uhr auf den drei Kilometer langen Heimweg durch ein Waldgebiet gemacht haben. Tags darauf wurde sie von einem Hundeführer tot in einer Böschung gefunden, verblutet aufgrund zahlreicher Messerstiche.
Tatverdächtige aus dem Bekanntenkreis
Man gehe davon aus, dass die Tat von zwei Kindern begangen worden sei, die aus dem Bekanntenkreis des Opfers stammen, gaben die Ermittler Dienstagmittag im Rahmen einer Pressekonferenz bekannt. Das ergäbe sich aus der Beweislage und nach der Anhörung der beiden Mädchen. Die mutmaßlichen Täterinnen seien allerdings unter 14 Jahre alt und damit strafunmündig. Die Kinder seien in die Obhut des Jugendamts übergeben worden. Es seien keine Strafen oder andere Konsequenzen möglich, da aufgrund des Alters die Kinder schuldunfähig seien. Der Persönlichkeitsschutz der Kinder sei außerdem höher als das Interesse der Öffentlichkeit, daher werde man auch keine weiteren Details über sie bekannt geben.
Widersprüche bei Befragung
Die Beamten waren zunächst davon ausgegangen, dass sich das Mädchen auf dem Weg verlaufen hat oder ihm dort etwas zugestoßen ist. Die Polizei suchte vergeblich den Wald in der Umgebung ab. Doch tat sich laut Ermittler ein erster Verdacht auf. Mordkommissionsleiter Florian Locker: "Im Zuge der Ermittlungen und der durchgeführten Befragung haben sich Widersprüche aufgetan. Diese taten sich durch Hinweise der Anwohner auf." Und weiter: "Gestern wurden die Kinder damit konfrontiert – unter Beteiligung von Angehörigen und unter psychologischer Betreuung. Die Kinder räumten die Tat dann auch ein. Ihre Angaben konnten auch durch Beweise belegt werden."
Die Tatwaffe oder die Tatwaffen seien noch nicht gefunden worden. Es gäbe keine Hinweise auf Beteiligung sonstiger Personen, insbesondere von Erwachsenen. Die Tat sei außergewöhnlich und erschütternd, kein Alltag für die Ermittler. Man sei "sprachlos", würde aber keine weiteren Details preisgeben. Bei zahlreichen Messerstichen läge aber die Vermutung nahe, dass eine Emotion der Tat zugrunde gelegen sei. Zudem sei der Auffindeort auch der Tatort.
Tatort nicht am Heimweg
Außerdem rätselhaft: Luises Leiche wurde nicht auf dem Weg nach Hause gefunden –, sondern fast in entgegengesetzter Richtung, etwa zwei Kilometer Luftlinie vom Wohnhaus der Freundin entfernt. Warum die Täterinnen mit dem späteren Opfer zum Fundort der Leiche gingen, darüber schwiegen die Ermittler zum Schutz der Kinder in der Pressekonferenz.
In Freudenberg wurden am Montag als Zeichen der Trauer die Flaggen auf halbmast gesetzt. "Wir sind in Freudenberg tief erschüttert und in Gedanken bei den Angehörigen. Ich habe für heute Trauerbeflaggung angeordnet", sagte Bürgermeisterin Nicole Reschke.
In der Schule des Mädchens, der Esther-Bejarano-Gesamtschule, trauern Lehrer und Mitschüler um das Opfer. Es gibt Gesprächsangebote von Psychologen an die Mitschülerinnen und Mitschüler, wie ein Sprecher der Bezirksregierung Arnsberg sagte. Das gelte besonders für die Klasse der Zwölfjährigen. Noch am Sonntagabend hatte es eine Trauerandacht in der Stadt gegeben.